Georgien: Polizei untersucht Tod eines Regierungskritikers
Nach dem plötzlichen Tod des georgischen Regimekritikers Badri Patarkazischwili will die britische Polizei ganz sicher gehen. Erste Untersuchungen haben keine Hinweise auf eine radioaktive Vergiftung wie im Falle Litwinenko ergeben. Die Nachforschungen aber gehen weiter.
Britische Fahnder haben nach dem Tod des georgischen Oppositionspolitikers und Milliardärs Badri Patarkazischwili (52) in einem Londoner Vorort offensichtlich keine radioaktiven Spuren gefunden. "Nach ersten Ermittlungen des dortigen Kommissars gibt es keine Hinweise auf radikoaktives Material", sagte eine Polizeisprecherin.
Unterdessen wurde der Leichnam zur weiteren Obduktion in ein Krankenhaus gebracht. Die mehrstündige Prozedur, bei der auch spezielle Gifttests vorgenommen würden, sollte noch in der Nacht erfolgen. Nach Angaben der Polizei in der Grafschaft Surrey, wo Patarkazischwili lebte, wird derzeit detailliert überprüft, was der Georgier in den letzten 48 Stunden unternommen habe. Die Polizei betont allerdings auch, dass es sich dabei um ein Routineverfahren handelt wie bei allen anderen plötzlichen Todesfällen auch. Hinweise auf ein Verbrechen liegen der Polizei bislang nicht vor.
Erinnerungen an Alexander Litwinenko
Der frühere Präsidentschaftskandidat und wohl reichste Geschäftsmann der Kaukasusrepublik erlitt am Dienstagabend in seinem Haus in einem Londoner Vorort einen Herzstillstand. Die georgische Opposition vermutet einen Anschlag auf den Erzfeind von Präsident Michail Saakaschwili. Von gesundheitlichen Problemen Patarkazischwilis sei nie etwas bekannt gewesen, sagte die frühere Schachweltmeisterin Nona Gaprindaschwili.
In seiner Heimat war der Milliardär von der Justiz beschuldigt worden, ein Attentat auf einen Politiker geplant und einen Staatsstreich vorbereitet zu haben. Der Geschäftsmann und Sponsor der Opposition in Georgien lebte zuletzt in Großbritannien und Israel.
Der plötzliche Tod des Oppositionellen rief Erinnerungen an den Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko wach, der im November 2006 in London mit radioaktivem Material vergiftet worden war. In dem Fall fiel der Verdacht schnell auf einen russischen Ex-Agenten. Die Ablehnung eines Auslieferungsantrags der britischen Regierung durch Moskau hat zu einer drastischen Verschlechterung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern geführt. (nim/sf/dpa/AFP)