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Abdullah Abdullah am Montag in Kabul bei seiner Pressekonferenz.

© AFP

Präsidentenwahl in Afghanistan: Abdullah erklärt sich zum Sieger

Die Stimmen sind noch nicht ausgezählt. Dennoch reklamiert Abdullah Abdullah den Sieg für sich – ohne Belege. Die Wahlkommission weist ihn zurecht.

Lange vor Auszählung der Stimmen hat sich der Langzeit-Rivale von Afghanistans Staatschef Aschraf Ghani, Abdullah Abdullah, zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt. "Wir haben bei dieser Wahl die meisten Stimmen", sagte der Regierungschef am Montag in Kabul. Eine Stichwahl werde nicht nötig sein. Abdullah wurde allerdings umgehend von der Wahlkommission in die Schranken gewiesen. "Kein Kandidat hat das Recht, sich zum Sieger zu erklären", sagte ein Vertreter der Kommission.

Insgesamt waren bei der von Gewalt überschatteten Wahl am Samstag 18 Kandidaten angetreten. Mit einem offiziellen Ergebnis wird nicht vor dem 19. Oktober gerechnet. Sollte keiner der Kandidaten im ersten Anlauf mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten, ist für November eine Stichwahl vorgesehen.

Bei der vergangenen Präsidentschaftswahl vor fünf Jahren gab es ein Patt: Sowohl Ghani als auch Abdullah erklärten sich damals zum Sieger. Erst durch Vermittlungen des damaligen US-Präsidenten Barack Obama einigten sich die beiden Kontrahenten auf einen Kompromiss, Ghani wurde Staats- , Abdullah Regierungschef.

Abdullah erklärte nun - ohne Belege für seine Behauptung - er habe die Präsidentenwahl gewonnen und es werde "keine zweite Wahlrunde geben". Die Stimmzettel aus mehreren hundert Wahllokalen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgezählt. In sozialen Netzwerken kursierten Videos, die Wahlmanipulationen zu Gunsten von Ghani belegen sollten. Bei der Wahlkommission gingen bis zum Montag 2569 Beschwerden ein, die sich auf den Wahlgang am Samstag bezogen.

EU ruft Kandidaten zur Zurückhaltung auf

Am Sonntag hatte bereits einer von Ghanis Mitstreitern die Stimmenmehrheit für sein Lager reklamiert. "Nach unseren Informationen haben 60 bis 70 Prozent der Menschen für unser Team gestimmt", sagte Amrullah Saleh dem Sender Voice of America.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini rief kurz nach Abdullahs Äußerungen zur Zurückhaltung auf und appellierte an die Kandidaten, "die offizielle Bekanntgabe der vorläufigen und endgültigen Ergebnisse" durch die Wahlkommission abzuwarten.

Die Stiftung Transparente Wahl, die am Wahltag 5200 Beobachter eingesetzt hatte, erklärte, der jüngste Wahlgang sei "besser" verlaufen als die Wahl 2014. Auch die Sicherheitsvorkehrungen seien effizienter gewesen. Am Wahltag waren mehrere hundert Attacken der radikalislamischen Taliban verzeichnet worden. Allerdings wurde die Wahl nur teilweise beeinträchtigt.

Die Taliban reklamierten 531 Anschläge gegen die "falschen Wahlen" für sich. Die Abstimmung sei "gescheitert" und von der "großen Mehrheit" der Bevölkerung abgelehnt worden, erklärten die Aufständischen. Innenminister Asadullah Chalid sprach von 68 Angriffen auf Wahlbüros.

Die Präsidentschaftswahl in Afghanistan sollte ursprünglich bereits im April stattfinden, wurde jedoch zwei Mal verschoben. Grund dafür waren unter anderem die inzwischen abgebrochenen Friedensverhandlungen zwischen den USA und den Taliban. (AFP)

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