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Der islamistische Prediger Sven Lau, auch Abu Adam genannt

© Marius Becker/dpa

Sven Lau vor Gericht: Prediger des Salafismus unter Terrorverdacht

Sven Lau ist einer der Anführer der Salafistenszene in Deutschland. An diesem Dienstag steht er in Düsseldorf vor Gericht - er soll Dschihadisten-Kämpfer geworben und unterstützt haben.

Von Frank Jansen

Im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts Düsseldorf könnten am Dienstag reichlich bärtige Männer auftauchen. Der Staatsschutzsenat beginnt den Prozess gegen Sven Lau, einen der Anführer der Salafistenszene in der Bundesrepublik.Erfahrungsgemäß gibt es bei solchen Hauptverhandlungen gerade am Anfang einen stärkeren Zulauf von Sympathisanten.

Der aus Mönchengladbach stammende, 35-jährige Konvertit ist als Prediger im Milieu der Ultrafrommen eine beliebte Figur. Erst recht, nachdem er 2014 mit einer „Scharia-Polizei“ in Wuppertal patrouillierte und bundesweit Aufmerksamkeit erregte. Doch im Düsseldorfer Gericht geht es jetzt nicht um Laus Effekthascherei. Die Anklage befasst sich mit Terrorverdacht.

Die Bundesanwaltschaft wirft dem ehemaligen Feuerwehrmann vor, im Jahr 2013 eine Dschihadistentruppe unterstützt zu haben, die sich später mit der Terrormiliz IS zusammentat. Lau soll der in Syrien kämpfenden „Jaish al Muhajirun wal Ansar (Jamwa)“, zu Deutsch „Armee der Auswanderer und Helfenden“, zwei Rekruten aus der Bundesrepublik zugeführt sowie Geld und drei Nachtsichtgeräte beschafft haben.

Aus Sicht der Ermittler vertrat Lau die Jamwa in Deutschland. Er sei „eine Anlaufstelle für Kampf- und Ausreisewillige, insbesondere aus der salafistischen Szene im Großraum Düsseldorf“ gewesen, sagt die Bundesanwaltschaft. Lau sitzt seit Dezember 2015 in Untersuchungshaft. Er war auch 2014 schon wegen Terrorverdachts festgenommen worden, kam aber wieder frei.

Lau ist nun erheblich stärker unter Druck, weil einer der von ihm der Jamwa zugeführten Rekruten ausgepackt hat. Ismail I. hat den Ermittlern berichtet, Lau habe ihn zur Reise nach Syrien gedrängt und sich an der Finanzierung beteiligt. Der Prediger soll auch in Verbindung zu einer „Kampfgruppe der Deutschen“ bei der Jamwa gestanden haben. Zu diesem Trupp wurde Ismail I. 2013 nach eigenen Angaben geschickt. Er kehrte indes im selben Jahr nach Deutschland zurück und wurde beim Versuch, nochmal nach Syrien zu reisen, festgenommen. Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte Ismail I. im März 2013 wegen Mitgliedschaft in der Jamwa und Teilnahme an Kämpfen in Syrien zu viereinhalb Jahren Haft.

Laut Bundesanwaltschaft war Lau selbst 2013 in Syrien. Im Internet ist er in einem Video zu sehen, das offenbar nahe Aleppo aufgenommen wurde. Lau selbst hat sich im Ermittlungsverfahren nicht zu den Vorwürfen geäußert. Vertreten wird er unter anderem von dem Bonner Anwalt Mutlu Günal. Der Jurist, kein konfliktscheuer Mann, hat schon mehrmals Islamisten verteidigt.

Das Oberlandesgericht hat 30 Verhandlungstage angesetzt. Nach bisheriger Planung soll am 18. Januar 2017 das Urteil verkündet werden.

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