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Politik: Putin bringt Iwanow in Stellung

Moskau - Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstagabend den bisherigen Verteidigungsminister Sergej Iwanow zum ersten stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannt. Sein Ministeramt muss er allerdings abgeben.

Moskau - Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstagabend den bisherigen Verteidigungsminister Sergej Iwanow zum ersten stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannt. Sein Ministeramt muss er allerdings abgeben. Iwanow wird seit geraumer Zeit als einer der möglichen Nachfolger Putins gehandelt, der bei den Wahlen 2008 nicht mehr kandidieren darf. Iwanow, der als stellvertretender Regierungschef bisher vor allem für den militärisch-industriellen Komplex zuständig war, soll künftig in Teilen auch die Koordinierung der zivilen Industrie übernehmen.

Als erster Vizepremier ist Iwanow direkter Stellvertreter von Regierungschef Michail Fradkow. Dessen Absetzung halten Experten seit längerem ohnehin für eine bloße Zeitfrage. Denn Fradkow steht nicht auf der Liste möglicher Putin-Nachfolger. Da der Regierungschef jedoch die Nummer zwei der hiesigen Hierarchie ist, gilt das Amt als Optionsschein für den Einzug in den Kreml. Fradkow, so der Tenor hiesiger Politologen, werde daher rechzeitig seinen Sessel für den Kronprinzen frei machen müssen, damit dieser sich profilieren kann.

Neben Iwanow wird auch Vizepremier Dmitrij Medwedjew als Putin-Nachfolger gehandelt. Medwedjew ist für die Umsetzung von nationalen Programmen für Bildung, Gesundheit und Förderung junger Familien zuständig. Er liegt in der Gunst des Volkes deutlich vor Iwanow, dem die Öffentlichkeit die zahllosen Skandale in der Armee anlastet.

Eben deshalb, so vermutete der Militärexperte Alexander Goltz vom russischen Dienst bei Radio Liberty, habe Putin ihn jetzt aus der Schusslinie öffentlicher Kritik genommen, um ihm den Weg in den Kreml zu ebnen. Iwanow ist wie Putin Ex-Geheimdienstler und steht dem Kreml-Chef schon deshalb viel näher als der gemäßigt liberale Rivale Medwedjew. Star-Kolumnistin Julia Latynina dagegen vermutet, Iwanow sei mit scharfmacherischen Reden zu weit vorgeprescht und habe versucht, sich ohne Auflassung des Kremls als Putin-Erbe zu profilieren. Dafür sei er jetzt gestraft worden.

Neuer Verteidigungsminister wird der ehemalige Chef der Steuerbehörde Anatolij Serdjukow. Der 45-jährige Wirtschaftswissenschaftler gehört zu Putins Petersburger Landsmannschaft.

Putin ernannte ebenfalls am Donnerstag den früheren Rebellenchef und derzeitigen Ministerpräsidenten Ramsan Kadyrow zum Übergangspräsidenten von Tschetschenien. Wie Interfax meldete, versetzte Putin den bisherigen Amtsinhaber Alu Alchanow auf dessen eigenen Wunsch als stellvertretenden Minister ins Justizressort.

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