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Politik: Putin in Deutschland: Kreml-kritischer Medienmogul in Moskau verhaftet - Der russische Präsident rügt die Geschäftspraktiken des Unternehmers Gussinskij

Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Mittwoch die Geschäftspraktiken des festgenommenen Kreml-kritischen Medien-Unternehmers Wladimir Gussinskij scharf kritisiert. "Gussinskij ist ein sehr talentierter Mensch", sagte Putin nach Angaben der russischen Agentur Interfax am Rande seines Besuchs in Madrid.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Mittwoch die Geschäftspraktiken des festgenommenen Kreml-kritischen Medien-Unternehmers Wladimir Gussinskij scharf kritisiert. "Gussinskij ist ein sehr talentierter Mensch", sagte Putin nach Angaben der russischen Agentur Interfax am Rande seines Besuchs in Madrid. "Er hat nach Presseberichten - das betone ich - in letzter Zeit für sein Geschäft 1,3 Milliarden Dollar in Form von Krediten gesammelt und nichts zurückgezahlt", sagte Putin. Israel will sich auf höchster politischer Ebene für die Freilassung des Medienmoguls einsetzen. Gussinskij ist auch Präsident des Russisch-Jüdischen Kongresses und Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC).

Die russische Polizei hatte am Dienstag den Chef des landesweit größten regierungskritischen Medienkonzerns Media-Most festgenommen. Gegen ihn werde wegen Unterschlagung von umgerechnet mehr als 20 Millionen Mark ermittelt, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Moskauer Generalstaatsanwaltschaft. Er wurde in das berüchtigte Untersuchungsgefängnis Butyrka gebracht. Ein Sprecher der Justiz sagte, in Gussinskijs Zelle säßen "würdige Leute - ein Falschmünzer und ein weiterer mutmaßlicher Wirtschaftskrimineller". Am Mittwoch durfte der Medien-Magnat mit seinem Anwalt sprechen. Dieser warf der Justiz Überschreitung ihrer Vollmachten vor. Gussinskijs Medien-Imperium mit dem Fernsehsender NTW als Flaggschiff ist hoch verschuldet und steht vor allem bei dem teilweise staatlichen Konzern Gasprom in der Kreide.

Die spektakuläre Festnahme des Media-Most-Chefs weckte in Russland wie im Ausland Befürchtungen um die Pressefreiheit in Russland. Putin verneinte einen politischen Hintergrund der Aktion. Zu Gussinskijs Position als Vizepräsident des WJC sagte er: "Da ist, Gott sei Dank, so viel ich weiß, nichts gestohlen worden. In dieser Beziehung gibt es keine Vorwürfe gegen ihn."

In Washington erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Joe Lockhart: "Wir sorgen uns um die Pressefreiheit in Russland." Die Freiheit der Presse war auch eines der Themen des Gipfeltreffens von US-Präsident Bill Clinton und Putin Anfang Juni in Moskau. Der sowjetische Ex-Präsident Michail Gorbatschow sagte, die Festnahme sei der Versuch, "den Medien und der Gesellschaft Furcht einzuflößen".

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