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Papst Franziskus ist zur Zeit auf einer Reise im Baltikum unterwegs. Das Foto zeigt ihn im litauischen Kaunas.

© Andrew Medichini/dpa

Reaktionäre in der Kirche: Wie Stephen Bannon gegen Franziskus agitiert

Die Papstkritiker haben einen neuen Chef-Ideologen: den Ex-Berater von Donald Trump. Der will rechtes Gedankengut in Kirchenkreisen verankern.

Die neue Kaderschmiede der katholischen Rechten und Papstgegner befindet sich in einem wunderschönen mittelalterlichen Kartäuser-Kloster hundert Kilometer südöstlich von Rom. In der Kartause Trisulti in der Provinz Frosinone hat das Institut Dignitatis Humanae ein Kurszentrum für bis zu 300 Teilnehmer eingerichtet. Das Institut Dignitatis Humanae ist ein katholischer Think Tank und wird vom ultrakonservativen US-Kardinal Raymond Leo Burke präsidiert. Burke ist innerhalb der katholischen Kirche seit Jahren weltweit der prominenteste und aktivste Gegner Franziskus’ – er hat dem Papst wegen dessen Toleranz gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen auch schon „Häresie“ vorgeworfen.

Die Dachorganisation heißt "The Movement"

Prominent ist aber vor allem auch der Organisator der Kurse: Steve Bannon, der frühere Wahlkampf- und Kommunikationsberater von US-Präsident Donald Trump. Der ehemalige Chef der ultrarechten „Breitbart News“ hat vor wenigen Wochen die Sammelbewegung „The Movement“ gegründet, die zur Dachorganisation aller rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien Europas werden soll. Während sich „The Movement“ an weltliche Führungskräfte richtet, sind die Kurse im Kartäuser-Kloster für katholische Politiker und Geistliche gedacht. Mit ihnen soll das reaktionäre Gedankengut Burkes und Bannons auch innerhalb der Kirche, wo es bisher einen eher schweren Stand hatte, besser verankert werden.

Sie sprechen von einem "Marxisten auf dem Papstthron"

Für Burke und Bannon ist Franziskus nichts anderes als ein Marxist auf dem Papstthron. Mit seinem Einsatz für Flüchtlinge und gegen den Klimawandel und seiner Toleranz gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen sowie seinen Bemühungen um den interreligiösen Dialog insbesondere mit dem Islam weicht der Papst aus Sicht der homophoben und islamfeindlichen Traditionalisten die Doktrin der Kirche auf.

Steve Bannon am Samstag bei einem Parteitag der italienischen Nationalistenpartei Fratelli d'Italia in Rom.
Steve Bannon am Samstag bei einem Parteitag der italienischen Nationalistenpartei Fratelli d'Italia in Rom.

© Tiziana Fabi/AFP

Zum Netzwerk von Burke zählt auch der 77-jährige ehemalige Botschafter des Vatikans in den USA, der italienische Erzbischof Carlo Maria Vigano. Der ehemalige Spitzendiplomat hatte Ende August in einem mehrseitigen Schreiben behauptet, Papst Franziskus habe von den Missbrauchsvorwürfen gegen den US-Kardinal Theodore McCarrick gewusst und diesen gedeckt. Vigano berichtete in seinem Pamphlet auch von einem homosexuellen Netzwerk innerhalb des Kirchenstaats, von dem sich der Papst angeblich beeinflussen lasse. Am Ende fordert der Ex-Nuntius den Rücktritt des Pontifex: „Franziskus soll mit gutem Beispiel voranschreiten und mit all jenen Kardinälen und Bischöfen zurücktreten, die McCarricks Übergriffe gedeckt haben.“

Viganos Vorwürfe markieren eine neue Stufe der Eskalation

Franziskus hat die Vorwürfe Viganos bis heute nicht kommentiert: „Ich werde dazu kein Wort sagen“, sagte der Papst vor Journalisten. Fest steht aber, dass der Machtkampf zwischen den Traditionalisten und dem Papst mit der Rücktrittsforderung Viganos eine neue Eskalationsstufe erreicht hat. Die Konservativen innerhalb und außerhalb der Kirche verfolgten das Ziel, „die Amtsdauer dieses Papstes zu verkürzen und, falls dies nicht gelingt, seine Stimme zu neutralisieren oder Zweifel um ihn zu verbreiten“, erklärte der als liberal geltende US-Kardinal Joseph Tobin. Aus dem Vatikan verlautet derweil inoffiziell, dass der Papst ein Schriftstück vorbereite, in dem Viganos Vorwürfe Punkt für Punkt widerlegt würden.

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