Kongo: Regierung beschuldigt Bemba des Hochverrats
Am zweiten Tag der heftigen Kämpfe in Kinshasa hat die kongolesische Regierung dem unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Jean-Pierre Bemba Hochverrat vorgeworfen. Bemba wies die Anschuldigungen zurück.
Stand:
Kinshasa/Nairobi - Bemba solle wegen des Verhaltens seiner Miliz vor Gericht gestellt werden, teilte Informationsminister Toussaint Tshilombo Nsend mit. Bemba, der in der südafrikanischen Botschaft in Kinshasa Zuflucht gesucht hatte, sagte in einem Interview mit dem belgischen Sender VRT: "Ich bin das Opfer und nicht der Schuldige."
Seit Beginn der Kämpfe zwischen Bembas Privatmiliz und Regierungssoldaten seien mindestens sieben Menschen getötet worden, berichtete Radio Okapi. Augenzeugen hatten berichtet, dass auf dem Boulevard, der Hauptstraße im Zentrum von Kinshasa, zahlreiche Leichen liegen. Nach Angaben der deutschen Botschaft in Kinshasa gab es zunächst keine deutschen Verletzen. Am Freitagnachmittag hatte sich die Lage etwas beruhigt.
Griechische und spanische Botschaft unter Beschuss
Das französische Außenministerium teilte mit, dass zwei Franzosen durch Schüsse verletzt worden seien. Zudem sei eine weiße Ausländerin schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht worden, berichtete eine Angestellte des Hotels Memling in der Innenstadt. In dem Hotel, dessen Bar ebenfalls von Geschossen getroffen wurde, sollen sich etwa ein Dutzend Deutsche aufhalten. Die UN-Mission im Kongo brachte mehr als 630 Zivilisten in Sicherheit.
Zahlreiche Gebäude in der Innenstadt wurden beschädigt, unter anderem der Sitz der griechischen und spanischen Botschaft und des UN-Kinderhilfswerks Unicef und mehrere Büros von Fluggesellschaften. Mehrere Geschäfte in der Innenstadt wurden geplündert. Im Hafen von Kinshasa ging ein Benzindepot in Flammen auf.
Unklarheit um Bembas Privatmiliz
Es sind die ersten Gefechte in Kinshasa seit der Stichwahl am 29. Oktober vergangenen Jahres, bei der Präsident Joseph Kabila im Amt bestätigt worden war. Hintergrund der Kämpfe ist die Aufforderung der Regierung an Bemba, seine umfangreiche Privatmiliz zu entwaffnen oder in die reguläre Armee zu integrieren. Bemba hatte dagegen protestiert, dass seine Leibwache künftig nur noch aus zwölf Sicherheitsbeamten bestehen solle. Er betonte mehrfach, dass seine Soldaten längst der Armee angehörten.
Die UN-Mission im Kongo mit etwa 17.000 Mann war während der Wahl von einer EU-Friedenstruppe unter Führung der Bundeswehr unterstützt worden. Die Bundesregierung hatte den viermonatigen Einsatz, der im Dezember endete, als Erfolg gewertet. (tso/dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: