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Eine Frau läuft an einer Mauer in Teheran vorbei.

© AFP/ ATTA KENARE

Regierung prüft Kopftuchpflicht: Iran nimmt weitere Schauspielerin im Rahmen von Protesten fest

Im Zusammenhang mit den Protesten im Iran sind bereits Tausende Menschen in Haft. Auch Prominente geraten zunehmend ins Visier der Justiz.

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Im Iran ist eine weitere bekannte Schauspielerin festgenommen worden. Mitra Hadschdschar sei am Samstag nach einer Durchsuchung ihrer Wohnung festgenommen worden, berichtete die Zeitung „Shargh“ unter Berufung auf eine Organisation, die Festnahmen von Künstlern beobachtet.

Im Iran gibt es seit Wochen Proteste. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini. Sie war Mitte September von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie gegen die strenge Kleiderordnung für Frauen verstoßen haben soll.

Das iranische Parlament und die Justiz in der Islamischen Republik überprüfen nach Angaben des Generalstaatsanwalts indes ein Gesetz, das Frauen zur Kopfbedeckung verpflichtet. „Das Parlament und die Justiz arbeiten“ an diesem Thema, sagte Generalstaatsanwalt Mohammed Dschafar Montaseri laut der Nachrichtenagentur Isna am Freitag.

Er kündigte Ergebnisse in „ein oder zwei Wochen“ an, äußerte sich aber nicht dazu, was an dem Gesetz geändert werden könnte. Der iranische Präsident Ebrahim Raisi hatte im Juli auf eine strenge Durchsetzung der Kopftuchpflicht „durch alle staatlichen Institutionen“ gedrungen.

Am Samstag sagte er hingegen: „Unsere Verfassung hat starke und unveränderliche Werte und Prinzipien. (...) Aber es gibt Methoden zur Umsetzung der Verfassung, die geändert werden können.“

Bereits mehr als 300 Menschen bei Protesten getötet

Seit 1983 müssen Frauen im Iran ein Kopftuch tragen. Der Iran macht seinen Erzfeind USA sowie dessen Verbündete, darunter Großbritannien und Israel, für die gewaltsamen Zusammenstöße verantwortlich.

Nach Angaben eines Generals Anfang der Woche wurden dabei mehr als 300 Menschen getötet. Am Samstag erklärte der Oberste Nationale Sicherheitsrat, „mehr als 200 Menschen“ seien getötet worden.

Diese Zahl umfasst laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna „tote Zivilisten und Sicherheitskräfte, Opfer von Zusammenstößen zwischen verfeindeten Gruppen, Randalierer sowie konterrevolutionäre und separatistische Gruppen“.

Die Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IFR) mit Sitz in Oslo hingegen sprach am Dienstag von mindestens 448 Menschen, die „bei den anhaltenden landesweiten Protesten von Sicherheitskräften getötet“ worden seien. Nach Angaben von UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk aus der vergangenen Woche wurden überdies 14.000 Menschen beim Vorgehen der Staatsführung gegen die Proteste festgenommen, darunter auch Kinder.

Tausende Menschen wurden zudem im Zusammenhang mit den Protesten festgenommen, darunter zahlreiche Prominente aus Kunst, Sport und Politik.

Im November war auch die bekannte Schauspielerin Hengameh Ghasiani festgenommen worden. Sie hatte das harte Vorgehen der Behörden gegen die Demonstrierenden kritisiert und im Onlinedienst Instagram ein Video veröffentlicht, in dem sie ihr Kopftuch ablegte. Mittlerweile wurde sie laut iranischen Medienberichten gegen Zahlung einer Kaution wieder freigelassen. (AFP)

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