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CSU: Ringen um Stoibers Zukunft

Edmund Stoiber hat zum Beginn der Beratungen des CSU-Fraktionsvorstands in Wildbad Kreuth keine Bereitschaft gezeigt, seine Ämter aufzugeben. Unterdessen herrscht Empörung über Gerüchte zu Horst Seehofers Privatleben.

Kreuth - Der CSU-Führungsstreit um Parteichef Edmund Stoiber ist in die entscheidende Phase getreten. Stoiber betonte: "Ich kämpfe für meine Ziele, für den Erfolg Bayerns und den Erfolg der CSU."

Zuvor war Stoiber in der Münchner Staatskanzlei zu getrennten Gesprächen mit Landtagspräsident Alois Glück (CSU) und CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann zusammengekommen. Glück betonte, es habe sich um ein "sehr konstruktives" Treffen gehandelt. Der Inhalt des Gespräches sei vertraulich.

Herrmann versicherte, die CSU-Fraktion stehe zu Stoiber und wolle weiter mit ihm "gute Politik machen". Man müsse aber auch "über die Wahrnehmungen sprechen, wie die Stimmung in der Bevölkerung ist". Hierzu gebe es "sicherlich unterschiedliche Meinungen". Herrmann fügte hinzu: "Es geht auch darum, dass wir alle ein bisschen aufeinander hören."

Auf der Suche nach Herz und Menschlichkeit

Von Mitgliedern des erweiterten Fraktionsvorstands wurde eine "ehrliche Diskussion" mit Stoiber verlangt. Die CSU-Abgeordnete Christa Matschl sprach sich dafür aus, dass Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) neuer Ministerpräsident wird. Das Amt des CSU-Vorsitzenden solle jemand übernehmen, der "der Partei das Herz zurückgeben kann und die Menschlichkeit".

CSU-Vizechefin Barbara Stamm mahnte, es dürfe keine "Spaltung in der Fraktion" und keine "erneuten Gräben" geben. Notwendig sei eine rasche Lösung. Dies müsse auch möglich sein, "wenn viele kreativ und gutwillig denken und auch entsprechend handeln".

CSU-Generalsekretär Markus Söder mahnte: "Die CSU braucht jetzt wieder Ruhe und Geschlossenheit." Er gehe davon aus, dass die Fraktion am Dienstag Stoiber das Vertrauen aussprechen werde.

Umfrage: Stoiber verliert weiter an Zustimmung

Unterdessen verliert Stoiber laut einer Forsa-Umfrage für das Magazin "Stern" immer weiter den Rückhalt der CSU-Anhänger. Nur noch 32 Prozent sind dafür, dass er zur Landtagswahl 2008 noch einmal als Spitzenkandidat antritt. Vor zwei Wochen hatte Stoiber noch die Unterstützung von 52 Prozent der CSU-Wähler.

Medienbericht über Seehofers Privatleben

Für Empörung sorgte ein Zeitungsbericht, wonach CSU-Vizechef Horst Seehofer eine Geliebte haben soll. Stamm betonte: "Das ist unterste Schublade." Auch Glück bedauerte, dass das Privatleben eines Politikers so Gegenstand der Berichterstattung geworden sei. Er wandte sich jedoch gegen den Eindruck, dass es sich um eine Kampagne aus Teilen der CSU handeln könnte. Er habe keinen Anlass, diese Angelegenheit mit seiner Partei "in Verbindung zu bringen".

Dagegen sagte die Fürther Landrätin und Stoiber-Kritikerin Gabriele Pauli (CSU): "Es ist der erneute Versuch, einen Politiker durch angebliche Privatgeschichten politisch zu diskreditieren." Sie hoffe, dass die Öffentlichkeit erkenne, "dass hier schmutzige Wäsche gewaschen wird, um jemandem bewusst zu schaden".

Die "Bild"-Zeitung hatte berichtet, Parteifreunde hätten Gerüchte über eine "heimliche Freundin" von Seehofer gestreut. Dabei handele es sich um eine 32-jährige Mitarbeiterin des Parlaments. Eine Ministeriumssprecherin sagte, man wolle derartige Berichte nicht kommentieren. (Von Jörg Säuberlich, ddp)

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