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Einladung nach Moskau: Russischer Außenminister Lawrow will AfD-Politiker treffen
Inmitten des angespannten deutsch-russischen Verhältnisses will eine Delegation der AfD nach Moskau reisen. Eine Absage gibt es allerdings schon.
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Russlands Außenminister Sergej Lawrow empfängt inmitten massiver Spannungen mit Deutschland am Dienstag in Moskau Vertreter der AfD-Bundestagsfraktion. Der Kreml sprach vorab von einem „wichtigen Besuch“. Russland pflege sehr vielseitige Beziehungen zu Deutschland, die sich in einigen Bereichen erfolgreich und in anderen weniger erfolgreich entwickelten. Das sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge am Montag.
Lawrow will den stellvertretenden Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, Tino Chrupalla, zu einem Mittagessen empfangen. Begleitet wird Chrupalla, der neben Jörg Meuthen auch AfD-Parteichef ist, vom Außenpolitischen Sprecher der Fraktion, Paul Hampel. Der Besuch erfolge auf Einladung des russischen Parlaments, teilte die Partei in Berlin mit.
Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es seit Monaten zwischen Deutschland und Russland keinen freien Reiseverkehr. Eine Einreise ist nur mit Sondergenehmigung möglich.

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Die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland sind unter anderem wegen der Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny gespannt. Der Oppositionelle hält sich nach einer Behandlung in der Berliner Charité-Klinik nun in Deutschland zu einer Reha-Maßnahme auf. Die AfD setzt sich für eine Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Russland und eine „Normalisierung der Beziehungen“ ein.
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Der Empfang der AfD-Vertreter bei Lawrow ist aus Sicht des Experten Wladislaw Below mit Risiken behaftet. „Lawrow versteht die Gefahr, sich mit der stärksten Oppositionspartei des Bundestags zu treffen, weil sie verfassungswidrig werden könnte“, sagte der Leiter des Deutschland-Zentrums bei der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. „Aber das ist auch ein Signal Russlands zur Dialogbereitschaft. Ohne Dialog geht nichts.“ Die AfD habe auch „vernünftige Vertreter“. Lawrow treffe sich nicht mit „Nazis“, sagte Below.
„Es ist die Rettung für Herrn Lawrow, dass er nicht Bundestagsfraktionschef Peter Gauland trifft. Das hätte seinem Image geschadet“, sagte Below der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. Das Außenministerium in Moskau hatte das Treffen Gaulands mit Lawrow angekündigt. Die Reise ist aber aus „organisatorischen Gründen“ abgesagt.
Russland habe sehr wohl im Blick, dass es in der AfD „Nazis“ gebe, die etwa den Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg huldigten, sagte Below. Treffen russischer Regierungsvertreter mit Rechten sind gerade wegen des großen Leids, das Hitlerdeutschland mit seinem Überfall vor 79 Jahren auf die Sowjetunion brachte, in Moskau umstritten. „Die Partei ist eine Brühe aus ganz unterschiedlichen Elementen“, sagte Below. „Ob sie verfassungswidrig wird oder eine konservative Partei der Mitte bleibt, wird die Zukunft zeigen.“ (dpa)
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