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Ein ausgebrannter Van liegt auf einer Straße in der Donbass-Region.

© AFP/ RONALDO SCHEMIDT

Kriegsziele ambitionierter als bisher behauptet?: Russischer General will volle Kontrolle über die Süd-Ukraine

Der Befehlshaber spricht von einem geplanten Landkorridor nach Transnistrien im Westen. Unklar ist, ob das inzwischen auch die Haltung des Kreml ist.

Die russische Armee will in der zweiten Phase ihres Krieges in der Ukraine nach eigenen Angaben komplett den Donbass im Osten sowie den Süden des Landes einnehmen. Es gehe bei der in dieser Woche begonnenen Etappe der „militärischen Spezial-Operation“ darum, einen Landweg zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu sichern.

Das sagte der Befehlshaber des zentralen Wehrbezirks, der Generalmajor Rustam Minnekajew, am Freitag der Agentur Interfax zufolge.

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Demnach äußerte sich Minnekajew bei einer Versammlung des Verbandes der Unternehmen der Rüstungsindustrie. Bisher hat sich niemand aus der Militärführung so konkret zu den Zielen des Krieges geäußert. Es bleibt zudem unklar, ob das Statement Teil einer offiziellen Anordnung des Kremls entstammte oder nicht.

„Die Kontrolle über den Süden der Ukraine, da ist noch ein Zugang zu Transnistrien“, sagte Minnekajew. In der von der Republik Moldau abtrünnigen Region Transnistrien sind russische Truppen stationiert. Minnekajew deutete demnach an, dass auch dort die Interessen der russischsprachigen Bevölkerung verteidigt werden sollen. Ein solcher Landkorridor würde zudem die Wirtschaft der Ukraine stark schwächen, weil das Land dann von jeglichem Meerzugang abgeschnitten wäre.

Bisher hieß es aus Moskau, dass das Ziel der Invasion die volle Kontrolle über den Donbass sei. Das hatten zuletzt Wladimir Putin und auch der russische Außenminister Sergei Lawrow bekräftigt. Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte sich nicht zu den Aussagen Minnekajews äußern. n

Für die Darstellung von Minnekajew spricht, dass unter anderem in der südukrainischen Stadt Cherson in nächster Zeit ein Referendum darüber abgehalten werden soll, ob die Region unabhängig von der Ukraine wird. Vorbild sind die Separatistenrepubliken Luhansk und Donezk.

Russland begründet mit dieser Argumentation auch seinen Angriffskrieg in der Ukraine, der offiziell nur als „Spezial-Operation“ bezeichnet wird. Die Ukraine hingegen spricht von „Völkermord“.

Die Pläne Russlands für den Donbass bezeichnete die Ukraine als Imperialismus. "Sie verbergen ihn nicht mehr", erklärt das Verteidigungsministerium in Kiew auf Twitter. Russland habe "bestätigt, dass das Ziel seiner 'zweiten Phase' des Krieges nicht der Sieg über die mythischen Nazis ist, sondern schlicht die Besetzung der Ost- und Südukraine. Imperialismus, wie er ist." (Tsp, dpa)

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