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Der Altbau vom Auswärtigen Amt (ehem. ZK der SED) am Werderscher Markt 1 in Berlin-Mitte, aufgenommen am 10. November 2018 für das Radmagazin 2019.

© Kitty Kleist-Heinrich/TSP

Saalumbenennung im Auswärtigen Amt: Familie Bismarck greift Außenministerin Baerbock an

Seit November tagen Diplomaten des Auswärtigen Amts im „Saal der deutschen Einheit“. Zuvor war der Saal dem ersten deutschen Reichskanzler gewidmet. Dessen Nachkommen sind erbost.

Lange tagten Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes im „Bismarck-Raum“. Nun hat das Ministerium unter der Leitung von Annalena Baerbock für eine Umbenennung des Saals votiert: Seit November treffen sich die Diplomaten im „Saal der deutschen Einheit“. Auch das Bild des ersten deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck, das die vertäfelten Wände schmückte, wurde abgehängt, berichtet die „Bild Zeitung“.

Bei den Nachkommen des einstigen Namensgebers sorgt das für Entrüstung: „Das Gemälde von Otto von Bismarck als Gründer des Auswärtigen Amtes und auch erster Leiter dieses Amtes im Bismarck-Zimmer abzuhängen und auch das Zimmer umzubenennen, zeugt davon, dass Baerbock für Deutschland kein Geschichtsbewusstsein hat“, schreibt Alexander von Bismarck in einer Pressemitteilung. „Wir, die Bismarck-Familie, sind entsetzt und unsagbar traurig, dass mit unserer eigenen Geschichte und mit unserem eigenen Land so umgegangen wird“, heißt es weiter.

Otto von Bismarck war 1871 der erste Reichskanzler des Deutschen Reiches. Er selbst leitete das Außenministerium, nachdem er es bereits 1870, ein Jahr vor der Entstehung des gesamtdeutschen Reiches, gegründet hatte.

Bismarcks Politik wird heute mitunter kontrovers diskutiert. 1884 koordinierte er auf der sogenannten „Kongo-Konferenz“ die europäische Expansion in Afrika. Als Folge des Abschlussdokuments wurde der Kontinent in Kolonien aufgeteilt.

Nicht nur wurden die afrikanischen Völker durch europäische Mächte ausgebeutet, die meist willkürlich gezogenen Grenzen führten auch zu Bürgerkriegen, die zum Teil bis heute anhalten.

Für die Umbenennung nannte das Auswärtige Amt zunächst keine konkreten Gründe. Auf Bild-Nachfrage hieß es offenbar, die Entscheidung „trägt der Tatsache Rechnung, dass das Auswärtige Amt seine Traditionslinie maßgeblich in der demokratischen Geschichte Deutschlands verankert sieht.“

Die Familie Bismarck sieht das anders: „Die moralisierende Außenministerin hat ihr Amt verfehlt“ heißt es in der Pressemitteilung. „Sie geht nicht nur negativ mit vielen anderen Ländern um, sondern auch in ihrem eigenen Land verdreht sie die Geschichte“. (Tsp)

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