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Israel: Scharons Zustand stabil

Nach seinem schweren Schlaganfall soll der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon auch heute in einem künstlichen Koma gehalten werden.

Jerusalem - Um seinen Zustand zu überprüfen und die Genesungschancen abzuschätzen, sei es noch zu früh, sagte der Leiter des behandelnden Krankenhauses, Schlomo Mor Josef, am Donnerstagabend vor Journalisten in Jerusalem. Scharons Situation sei unverändert erst, aber stabil. Sein Körper zeige Reflexe. Die medizinischen Werte Scharons seien wie nach einer solchen Operation zu erwarten.

Die israelische Zeitung «Haaretz» berichtete unter Berufung auf Krankenhausärzte, der Schlaganfall habe zu einer erheblichen Schädigung des Gehirns geführt. Die Schädigung sei möglicherweise so schwer, dass Scharon nicht mehr ins Amt zurückkehren könnte. Dies hätten Ärzte des Ministerpräsidenten am späten Donnerstagabend eingestanden, schrieb «Haaretz» in der Internetausgabe. Scharon müsse noch mindestens 48 Stunden im künstlichen Koma blieben, die Ärzte wollten ihn erst am Sonntag aus dem Koma holen.

Am Mittwochabend hatte Scharon auf seiner Farm in der Negev-Wüste plötzlich über Unwohlsein und Druck in der Brust geklagt und war ins Krankenhaus gebracht worden.

Der lebensbedrohliche Schlaganfall des israelischen Politikers löste im Westen große Besorgnis aus. Drei Monate vor der geplanten Neuwahl des israelischen Parlaments stürzte die plötzliche Erkrankung des 77-Jährigen das Land sowie die ganze Region in politische Ungewissheit. Experten sagten im israelischen Rundfunk, die Chancen für eine Genesung ohne Hirnschaden seien «fast gleich null».

US-Präsident George W. Bush erklärte, er bete für Scharon und sandte beste Genesungswünsche. Er nannte Scharon einen «starken Mann» mit einer «Vision für den Frieden». Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die eigentlich noch in diesem Monat nach Israel reisen wollte, wünschte Scharon «von ganzem Herzen baldige Genesung». Die EU-Kommission zeigte sich sehr besorgt über Scharons Zustand. «Das ist eine sehr beunruhigende Lage», sagte eine Sprecherin. Der palästinensische Regierungschef Ahmed Kureia äußerte sich ähnlich. Wenn Scharon sich aus der Politik verabschiede, werde das Auswirkungen «nicht nur auf Israel, sondern auf die ganze Region haben».

Unmittelbar nach dem Eintreffen Scharons im Krankenhaus in Jerusalem am späten Mittwochabend waren die Amtsgeschäfte auf seinen Stellvertreter Ehud Olmert übertragen worden. Scharon hatte bereits Mitte Dezember einen leichten Schlaganfall erlitten. Danach war er mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt worden. (tso/dpa)

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