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Politik: Schatten auf dem Weißen Haus

Eine CIA-Agentin wurde enttarnt – um ihrem Mann zu schaden? Das FBI verhört jetzt alle Mitarbeiter von Präsident Bush

Das ist der Stoff, aus dem die Albträume eines US-Präsidenten sind: Das Justizministerium ermittelt seit Dienstag im Weißen Haus. FBI-Beamte verhören alle Mitarbeiter, prüfen deren E-Mails und Telefonkontakte. Um sieben Uhr morgens war George W. Bush darüber informiert worden. 30 Minuten später verlas sein Rechtsberater vor versammelter Mannschaft ein Memorandum. Weder Akten noch Dokumente, die im Zusammenhang stehen mit „möglicherweise unerlaubten Auskünften“ über eine Geheimdienstagentin, dürfen vernichtet werden. Auch Bush selbst forderte seine Mitarbeiter „zur vollen Kooperation“ auf.

Der Verdacht steht im Raum, dass aus dem Weißen Haus heraus eine Straftat begangen wurde. Über die Frau eines Kritikers des Irak-Krieges sollen gezielt Indiskretionen verbreitet worden sein. Die Frau ist CIA-Agentin. Im Juli war in einem Zeitungsartikel ihre Identität bekannt gegeben worden. Falls diese Information aus Bushs Amtssitz lanciert wurde, wäre das ein Fall von Verrat. Der wird mit Haftstrafen von bis zu zehn Jahren geahndet. Noch steht Aussage gegen Aussage. Der konservative Kolumnist Robert Novak, der die Identität der CIA-Agentin Mitte Juli unter Berufung auf „zwei hochrangige Regierungsbeamte“ gelüftet hatte, bestritt am Mittwoch, dass diese Information gezielt aus dem Weißen Haus gestreut worden sei. Dagegen steht die in der „Washington Post“ erhobene Behauptung eines anderen anonymen „hochrangigen Regierungsbeamten“, der zufolge zwei leitende Mitarbeiter des Weißen Hauses mindestens sechs Journalisten angerufen hätten, um ihnen den Klarnamen der Agentin mitzuteilen. Ob die Polizeibeamten fündig werden, ist zweifelhaft. Falls die Intrige im Weißen Haus gesteuert wurde, hätten die Täter Zeit genug gehabt, ihre Spuren zu verwischen. Die Bombe könnte trotzdem platzen: Wenn einer der fünf anderen Reporter sein Schweigen bricht. Das allerdings verstieße gegen die journalistische Ethik. Ein Journalist, der seine Quellen preisgibt, kann seinen Beruf aufgeben.

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