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Mitarbeiter der Spurensicherung tragen leere Kisten ins Wohnhaus der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette in der Sebastianstraße in Berlin-Kreuzberg.

© dpa/Monika Skolimowska

Schüsse auf Geldtransporter: Waffe aus Daniela Klettes Wohnung offenbar bei Überfällen verwendet

Ein Sturmgewehr des Models 88 Tantal soll nachweislich bei zwei Taten zum Einsatz gekommen sein. Einem Bericht zufolge passen Patronenhülsen zur Waffe.

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Die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette soll in ihrer Kreuzberger Wohnung ein Sturmgewehr aufbewahrt haben, das mit ihren früheren Taten in Verbindung gebracht werden kann. Das berichtet der „Spiegel“. Bei der Waffe handle es sich um das Model 88 Tantal.

Dem Bericht zufolge wurde das Gewehr bei Überfällen auf Geldtransporter eingesetzt. Das gehe aus dem Gutachten eines Sachverständigen des Bundeskriminalamts hervor. Den Nachweis brachten demnach Patronenhüllen, die Ermittler an Tatorten in Stuhr bei Bremen und in Cremlingen sichergestellt hatten, so der „Spiegel“.

Klette und ihre mutmaßlichen Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub sollen zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren.

2,7 Mio.
Euro sollen Klette, Garweg und Straub erbeutet haben.

Bei den Taten sollen sie 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Laut Anklage bedrohten sie ihre Opfer mit Schusswaffen oder Elektroschockern. Klette war den Angaben nach meist die Fahrerin des Fluchtautos.

Klette steht bald wegen 13 Raubüberfällen vor dem Landgericht Verden. Die Verhandlung beginnt am 25. März im Staatsschutzsaal des Oberlandesgerichts Celle, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Ermittler werfen der 66-jährigen Klette versuchten Mord, unerlaubten Waffenbesitz sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor.

Jahrelange Ermittlungen

Schon seit vielen Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen Klette sowie Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Ende Februar 2024 nahmen Einsatzkräfte die ehemalige RAF-Terroristin in Berlin-Kreuzberg fest, wo sie unter falschem Namen lebte. Nach den anderen beiden Verdächtigen wird weiter gefahndet.

Das Trio gehörte der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen tötete, für aufgelöst. Die nun zu verhandelnden Taten haben keinen terroristischen Hintergrund, wie die Ermittler betonen.

Umstritten ist die Anklage wegen versuchten Mordes im Zusammenhang mit dem Überfall in Stuhr. Das Trio soll im Juni 2015 mehrfach auf einen Geldtransporter geschossen haben. Zwei Schüsse drangen dabei in die Fahrerkabine ein, die Geldboten blieben unverletzt.

Daniela Klette wurde Anfang 2024 nach mehr als 30 Jahren Fahndung gefasst.

© Uli Deck/dpa

Die Staatsanwaltschaft wertet die Schüsse als Mordversuch, das Oberlandesgericht Celle sieht keinen dringenden Tatverdacht wegen versuchten Mordes. Die Verteidigung betonte wiederholt, dass nicht gezielt auf den Fahrer des Geldtransporters geschossen worden sei.

Kein Platz im Landgericht Verden

Die Ermittler werfen Klette zudem Verstöße gegen das Waffengesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz vor. In ihrer Berliner Wohnung wurden zudem eine Kalaschnikow und eine Panzerfaustgranate gefunden. Die 66-Jährige sitzt seit ihrer Festnahme im Frauengefängnis in Vechta. Die Untersuchungshaft wurde bereits einmal verlängert.

Aus Platzgründen kann die Verhandlung nicht im Landgericht Verden stattfinden. Das Gericht weicht deshalb auf den Staatsschutzsaal des Oberlandesgerichts Celle aus, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Ab Sommer soll der Fall im Landkreis Verden verhandelt werden.

Gegen Klette, Staub und Garweg bestehen auch Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Die oberste Anklagebehörde in Deutschland, die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, wirft Klette versuchten Mord in zwei Fällen sowie Mittäterschaft bei Sprengstoffexplosionen bei drei Anschlägen der RAF in der Zeit von Februar 1990 bis März 1993 vor. Die Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung RAF an sich ist inzwischen verjährt.

Für die Ermittlungen zu den Terroranschlägen ist die Bundesanwaltschaft zuständig. Zu diesem Komplex wird eine weitere Anklage erwartet. Das Verfahren wird getrennt von dem Prozess vor dem Landgericht Verden geführt werden. (Tsp, dpa)

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