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Rechte nehmen am 10. August an einem Protest gegen den CSD in Bautzen teil.

© Reuters/Matthias Rietschel

Schwerpunkt im Osten: Neonazi-Jugendgruppen stören immer häufiger Christopher Street Days

Einer Studie zufolge war 2025 jede fünfte CSD- und Pride-Veranstaltung Ziel von rechtsextremen Aufmärschen und anderen Aktionen. Ziel sei es, „queere Sichtbarkeit anzugreifen“, sagt ein Experte.

Stand:

Rechtsextreme und neonazistische Jugendgruppen mobilisieren weiter: So hat die Zahl rechtsextremer Aufmärsche gegen Paraden und Veranstaltungen zum Christopher Street Day (CSD) in diesem Jahr einer Studie zufolge zugenommen.

Es seien 47 rechtsextreme Anti-CSD-Aufmärsche gezählt worden, im vergangenen Jahr seien es 33 gewesen, heißt es in dem am Freitag in Berlin veröffentlichten Forschungsbericht des Centers für Monitoring, Analyse & Strategie (CeMAS).

Von bundesweit insgesamt 237 CSD- und Pride-Veranstaltungen war demnach jede fünfte von rechten Gegenversammlungen und Störaktionen betroffen, so die gemeinnützige Organisation. Sie hat Angriffe aus der rechtsextremen Szene auf Pride-Veranstaltungen und CSDs dokumentiert sowie Medienberichte und Internetaktivitäten ausgewertet. Zuerst hatte der „Spiegel“ berichtet.

Demnach fanden in diesem Jahr mehr rechtsextreme Gegendemonstrationen statt als 2024 – allerdings fielen sie im Durchschnitt kleiner aus. Zugleich sei die durchschnittliche Zahl der Teilnehmer an den Anti-CSD-Veranstaltungen von 134 im vergangenen Jahr auf 62 gesunken.

Hinter der scheinbar spontanen Jugendprotestkultur verbergen sich zunehmend strategische Bestrebungen etablierter rechtsextremer Strukturen.

Joe Düker, Experte von CeMAS

„Besonders zentral“ für die Anti-CSD-Mobilisierung seien dieses Jahr die aktionsorientierten, rechtsextremen Jugendgruppen „Junge Nationalisten“, die Jugendorganisation der rechtsextremen Kleinstpartei „Die Heimat“ (vormals NPD), und „Deutsche Jugend Voran“ gewesen.

Die meisten Demonstrationen gegen CSD-Veranstaltungen gab es in Sachsen (11), gefolgt von Thüringen (6). Die meisten rechtsextremen Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden im ostsächsischen Bautzen gezählt (450), gefolgt von Magdeburg und Grevesmühlen (jeweils 350).

Gewalttätige Übergriffe durch Rechtsextremisten seien meist abseits der CSD-Veranstaltungen vorgekommen. Insbesondere die „Jungen Nationalisten“, die Jugendorganisation der rechtsextremen Kleinstpartei „Die Heimat,“ hätten die Veranstaltungen für Propaganda- und Rekrutierungszwecke genutzt. Vernetzung und Mobilisierung erfolgte vor allem auf Instagram und TikTok.

„Hinter der scheinbar spontanen Jugendprotestkultur verbergen sich zunehmend strategische Bestrebungen etablierter rechtsextremer Strukturen“, sagte Joe Düker, der sich bei Cemas mit Rechtsextremismus befasst, dem Magazin. „Ihr Ziel ist es, queere Sichtbarkeit anzugreifen und demokratische Grundwerte zu untergraben.“

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass der rechtsextremen Szene seit 2024 ein Zulauf an Kindern und Jugendlichen zugeschrieben wird, unter anderem von der Bundesregierung, wie aus ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion im Oktober 2025 hervorgehe.

„Hinzu kommt, dass auch die Zahl der tatverdächtigen Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem rechtsextremen Spektrum laut Bundesregierung seit Jahren steigt“, heißt es in dem Bericht. (lem)

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