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Ein Standbild aus Aufnahmen des Obersten Gerichtshofs der selbsternannten Volksrepublik Donezk zeigt die Briten Aiden Aslin, Shaun Pinner und den Marokkaner Brahim Saadoun (v.l.n.r.).

© via REUTERS/Supreme Court of Donetsk People's Republic

Update

Zwei Briten und ein Marokkaner: Separatisten verurteilen Ausländer in ukrainischer Armee zum Tod

Erstmals hat eine der Kriegsparteien in der Ukraine Todesurteile verhängt. Die Separatisten wollen drei Ausländer hinrichten, die für die Ukraine gekämpft haben.

Stand:

Das Oberste Gericht der separatistischen Donezker Volksrepublik (DVR) hat drei ausländische Kämpfer in den Reihen der ukrainischen Streitkräfte als Söldner zum Tode verurteilt. Die Todesstrafe werde für „alle Verbrechen zusammengenommen“ verhängt, heißt es laut der russischen Nachrichtenagentur Tass in der Urteilsbegründung. Bei den Angeklagten handelt es sich um zwei Briten und einen Marokkaner. Sie können innerhalb eines Monats gegen das Urteil noch Berufung einlegen.

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Russische Medien teilten zudem mit, dass die drei Männer die Möglichkeit hätten, ein Gnadengesuch an die Führung der prorussischen Separatistenrepublik zu stellen. Werde dies angenommen, könne die Todesstrafe in lebenslange Haft oder 25 Jahre Strafkolonie umgewandelt werden, hieße es.

Die britische Außenministerin Liz Truss bezeichnete die Todesstrafe als „Scheinurteil ohne jegliche Legitimität“. Aus der Downing Street hieß es zudem, man sei tief besorgt und werde mit den ukrainischen Behörden weiter zusammenarbeiten, um auf die Freilassung von gefangen genommenen britischen Staatsbürgern, die an der Seite der Ukraine gekämpft hätten, hinzuarbeiten. Das britische Außenministerium hatte vor der Urteilsverkündung erklärt, die Gefangenen würden für politische Ziele missbraucht.

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Das ukrainische Außenministerium kritisierte die Urteile scharf. Ausländer in der ukrainischen Armee seien reguläre Soldaten und müssten auch so behandelt werden, sagte Sprecher Oleh Nikolenko. Sie besäßen die Rechte von Kriegsgefangenen. Ein solcher Prozess stelle jedoch Propaganda über Gesetz und Moral. Die ukrainische Regierung werde alles zur Befreiung ihrer Soldaten unternehmen, so Nikolenko.

Der Prozess gegen die drei Männer hatte am Mittwoch unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit begonnen. Laut der „BBC“ handelt es sich bei ihnen um den Marrokaner Saaudun Brahim und die beiden Briten Aiden Aslin, 28 Jahre alt, und Shaun Pinner, 48 Jahre alt, beide aus Bedfordshire. Ihnen werden Handlungen zur gewaltsamen Machtergreifung vorgeworfen. Laut Gericht haben die Angeklagten „ihre Schuld gestanden“. Einer der Männer habe zudem „zugegeben, in Terroranschlägen geschult worden zu sein“.

Die beiden Briten waren Mitte April in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol von prorussischen Kräften gefangen genommen worden. Beide hatten laut Medienberichten schon vor dem Krieg in der Ukraine gelebt und auch dort geheiratet. Die Familie von Aiden Aslin erklärte laut „BBC“ in einem Statement, sie würden derzeit mit der ukrainischen Regierung und dem Außenministerium zusammenarbeiten, „um zu versuchen, Aiden nach Hause zu bringen.“ hieß es darin.

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Nach dem russischen Einmarsch kämpften sie auf der Seite der ukrainischen Armee. Die russische Führung hatte allerdings in der Vergangenheit mehrfach erklärt, Ausländer generell als Söldner zu betrachten. Sie würden nicht als Kombattanten gelten und auf sie würden auch nicht die internationalen Gesetze zum Schutz von Kriegsgefangenen angewendet, drohte jüngst der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

In Russland gilt ein Moratorium auf die Todesstrafe. In den Separatistenrepubliken gilt dieses Moratorium hingegen nicht. Laut Medienberichten könnte die Hinrichtung durch Erschießen vollzogen werden. (Tsp/dpa/Reuters)

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