zum Hauptinhalt
Die katholische Kirche steht unter dem Verdacht, sexuellen Missbrauch jahrelang vertuscht zu haben.

© Harald Tittel/dpa

Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche: Ex-Kardinal überwies Geld an einflussreiche Kleriker

Der aus dem Priesteramt entlassene Theodore McCarrick soll über 600.000 Dollar an hohe Geistliche gezahlt haben. Auch Papst Benedikt zählt zu den Empfängern.

Der frühere US-Kardinal Theodore McCarrick soll einem Bericht der „Washington Post“ zufolge einflussreichen Geistlichen über Jahre hinweg Geld im Gesamtwert von mehr als 600.000 US-Dollar überwiesen haben. Demnach waren unter den mehr als 100 Empfängern auch Kirchenverantwortliche, die die Missbrauchsvorwürfe gegen den heute 89-Jährigen prüfen sollten.

Der ehemalige Erzbischof von Washington war von Papst Franziskus dieses Jahr wegen eines Missbrauchsskandals aus dem Priesteramt entlassen worden. Es ist unklar, ob McCarrick mit dem Geld Entscheidungen zu seinen Gunsten beeinflussen wollte und dies auch erreicht hat.

Seit 2001 habe McCarrick über ein Sonderkonto der Erzdiözese Washington fast 200 Schecks an Geistliche in Rom und anderswo geschickt, darunter an die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI., berichtete die US-Zeitung unter Berufung auf Finanzunterlagen. Dem Bericht zufolge gingen zwischen 2001 und 2005 etwa 90.000 Dollar an den damaligen Papst Johannes Paul II, 291.000 Dollar flossen an dessen Nachfolger Benedikt XVI. Auf Zahlungen an Papst Franziskus stieß die „Washington Post“ nicht.

291.000 Dollar gingen an Papst Benedikt

Auf dem Konto seien an McCarrick persönlich gerichtete Spenden gesammelt worden und in 17 Jahren sechs Millionen US-Dollar zusammengekommen. Große Beträge davon seien an katholische Wohltätigkeitsorganisationen in den USA und in Rom gegangen sowie an Organisationen in Ländern, in denen Konflikte und Armut herrschten.

Vertreter der früheren Päpste hätten Geldgeschenke McCarricks nicht kommentieren wollen oder keine Informationen darüber, berichtete das Blatt. Der Bericht weist auch darauf hin, dass das Geld für päpstliche Wohltätigkeitsorganisationen bestimmt gewesen sein könne. Zudem wird ein Sprecher des Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin zitiert, der Geldgeschenke als üblich und als „Zeichen der Wertschätzung“ für den Dienst der Kirche und des Papstes bezeichnete.

McCarrick, der von 2001 bis 2006 Erzbischof von Washington war, war in einer Untersuchung der Glaubenskongregation des sexuellen Fehlverhaltens im Umgang mit Minderjährigen und Erwachsenen schuldig befunden worden. Im Juli 2018 war der heute 89-Jährige aus dem Kardinalskollegium ausgetreten. Einige Monate später entließ ihn der Papst aus dem Priesteramt. Es wird erwartet, dass der Vatikan Anfang 2020 einen Bericht über den Missbrauchsskandal vorlegt. (dpa, AFP, Tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false