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Dieses von der russischen Staatsagentur Tass verbreitete Bild zeigt Einwohner von Lugansk, die die Anerkennung der Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Lugansk durch Russland feiern.

© Alexander Reka/TASS/dpa

Alles Propaganda?: So bewertet die russische Presse die aktuellen Entwicklungen

Bei westlichen Beobachtern stößt Russlands Vorgehen in der Ukraine auf Kritik. Die russischen Medien vermitteln jedoch ein ganz anderes Bild.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Lugansk anerkannt. Der Konflikt mit der Ukraine gelangt damit an einen Punkt, vor dem die europäischen und amerikanischen Medien seit Wochen warnen. Doch während der Westen kritisch auf Putins Handlungen reagiert, berichten russische Medien über durchaus positive Reaktionen in der Bevölkerung.

Wie die Nachrichtenagentur Rio schreibt, seien die Meinungen der Internet-Nutzer in den ersten drei Stunden nach Bekanntgabe der Entscheidung größtenteils positiv gewesen. In diesem Zeitraum hätten sich demnach 12.600 russische Nutzer in sozialen Medien zu diesem Thema geäußert, 86 Prozent hätten Putins Entscheidung unterstützt.

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Feinde aus dem Westen

Die kritischen Reaktionen aus dem Westen seien nicht überraschend gewesen, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Zakharova gegenüber Rossijskaja Gazeta.

Nachdem die Bild-Zeitung letzte Woche einen Plan für eine militärische Invasion in der Ukraine veröffentlichte, bezeichnete Zakharova das als ideologische Propaganda. Ihrer Meinung nach hätten die westlichen Partner immer Gleichgültigkeit gezeigt, als Moskau versuchte, über die verzweifelte Lage der Bewohner des Donbass zu sprechen und nutzen die aktuelle Situation lediglich als Druckmittel.

„Ich saß bei all diesen Vorträgen und hörte ihnen zu, und hatte nur eine Frage: Wie ist es möglich, so zynisch zu sein? Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schwer es für uns alle war, uns jedes Mal zurückzuhalten, wenn wir diese eisigen Augen, dieses Gelächter und Nicken [der westlichen Gesprächspartner] sahen“, sagte Zakharova im Radio Komsomolskaya Pravda.

Putin als Friedensunterstützer

Auch Putin sieht die Schuld an dem Konflikt im Donbass bei der ukrainischen Regierung. „Die Führungsspitze in Kiew hat ständig öffentlich erklärt, dass sie nicht bereit ist, das Minsker Maßnahmenpaket zur Beilegung des Konflikts umzusetzen. Sie sind nicht an einer friedlichen Lösung interessiert“, heißt es in seiner gestrigen Rede. Die russischen Medien sprechen aktuell, wie es bereits 2014 und 2015, von einem ukrainischen Versuch, erneut einen „Blitzkrieg im Donbass“ zu organisieren.

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Dieses Bild Putins als Friedensunterstützer wird verstärkt durch die Berichterstattung über die Aufnahme von Flüchtlingen. Fast 60.000 Flüchtlinge aus dem Donbass sollen in den letzten Tagen nach Russland eingereist sein. Die Behörden der Region Rostow rechnen mit fast einer Million Flüchtlingen seit 2014 aus dem Krisengebiet.

Die Bewohner des Donbass werden in provisorische Unterbringungszentren und anschließend in Sanatorien und Hotels in den Regionen gebracht. Die Zeitung Kommersant weist aber darauf hin, dass bereits am 19. Februar Probleme mit ihrer Umsiedlung auftraten. Viele Aufnahmezentren seien überfüllt und es bilden sich Warteschlangen.

Territoriale Ansprüche

Während die Staatsmedien die Entscheidung von Putin feiern, stellt sich das Oppositionsmedium Meduza die Frage nach den Grenzen der Republiken: Sollte Russland bestätigen, dass die Volksrepubliken Donezk und Lugansk mit den „historischen“ Regionen Donezk und Lugansk gleichzusetzen sind, könnten die „Gebietsansprüche“ der Republiken zu einem zusätzlichen (möglicherweise militärischen) Druckmittel auf Kiew werden.

Die bloße Tatsache, dass Moskau die Unabhängigkeit von Donezk und Lugansk anerkennt, bedeutet laut Meduza noch nicht, dass Russland verpflichtet ist, die gesamte Ukraine zu erobern. (Tsp)

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