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Die Luft-Luft-Rakete Iris-T des Industrie- und Rüstungskonzerns Diehl wird am Rande der Jahrespressekonferenz des Unternehmens ausgestellt (Archivfoto).

© picture alliance / dpa

Ukraine-Invasion Tag 182: So wichtig sind die neuen westlichen Waffenlieferungen für die Ukraine

AKW Saporischschja komplett vom Stromnetz getrennt. Scholz bewundert Ukrainer für ihren Mut. Der Überblick am Abend.

Stand:

Aus Kiew sind neuerdings eher optimistische Töne zu hören, was den künftigen Kriegsverlauf angeht. Das war auf der Höhe der Donbass-Offensive der Russen anders, als täglich bis zu 500 Ukrainer verwundet wurden oder ihr Leben verloren. Von 30 Getöteten pro Tag ist aktuell die Rede, was furchtbar genug ist. 

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Grund für Kiews vorsichtigen Optimismus sind die westlichen Waffenlieferungen, von denen jetzt nochmal ein großes Paket versprochen wurde. Ganz vorne mit dabei die USA, aber auch Deutschland, Großbritannien und andere Staaten haben Gerät und Munition angekündigt. 

Besonders wichtig sind die sechs Nasams-Flugabwehrsysteme, die die Amerikaner schicken. Schon im Juli wurde eine Lieferung angekündigt, Anfang August sollte das Training der ukrainischen Soldaten an dem System beginnen. Die jetzt angekündigten Systeme kommen hinzu. 

Die Luftabwehr wird die Qualität und Kapazität der ukrainischen Verteidigung deutlich erhöhen. Vor allem dem russischen Raketenterror kann so etwas entgegengesetzt werden; aber auch feindliche Kampfflugzeuge können zum Ziel werden und so den Luftraum für Offensiven sichern. Zu den Nasams-Systemen kommen noch insgesamt vier Iris-T-Systeme aus Deutschland hinzu, die noch nicht einmal die Bundeswehr selbst nutzt.

Wichtig ist auch das Paket von 245.000 Artilleriegeschossen. Die Ukraine verbraucht laut aktuellen Angaben drei bis sechstausend Schuss pro Tag. Zusammen mit den Lieferungen anderer Länder verschafft das den Ukrainern ein wichtiges Polster. Munitionsmangel war in den vergangenen Wochen eines der größten Probleme der ukrainischen Armee

Der dritte Posten (neben einigen anderen auf der Liste), der bemerkenswert ist, sind Lieferungen von Puma-Überwachungsdrohnen und Drohnenabwehrsystemen. Russen und Ukrainer setzen Drohnen aktuell sehr effektiv ein, dabei ist es schwer, sich gegen sie zu verteidigen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Kanzler Olaf Scholz hat Entschlossenheit zur militärischen Unterstützung der Ukraine bekräftigt. Er bewundere den Mut der Soldaten, sagte er auf dem Truppenübungsplatz Putlos an der Ostsee. Dort werden Ukrainer an dem Flugabwehrkanonenpanzer Gepard ausgebildet. Mehr dazu lesen Sie hier. 
  • Das von Russland besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist Angaben aus Kiew zufolge erstmalig in der Geschichte komplett vom ukrainischen Stromnetz getrennt worden. Die Stromversorgung werde aber  über eine Leitung zu einem Wärmekraftwerk sichergestellt, so der Betreiber. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Das russische Verteidigungsministerium hat den Raketenbeschuss einer Bahnstation in dem Ort Tschaplyne in der Zentralukraine bestätigt. Die Rakete sei in den militärischen Teil der Bahnstation eingeschlagen, behauptete Sprecher Igor Konaschenkow. Kiew hatte hingegen von Beschuss von bewohntem Gebiet gesprochen.
  • Kremlchef Wladimir Putin hat die Vergrößerung der russischen Armee angeordnetAb 2023 soll die Armeestärke insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen umfassen, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Dekret hervorgeht.
  • In einem internationalen Bericht wird Russland der massive Einsatz geächteter Streubomben in der Ukraine vorgeworfen. Allein in den ersten fünf Monaten des russischen Angriffs wurden dadurch mindestens 215 ukrainische Zivilisten getötet und 474 verletzt, wie aus dem Bericht der Koalition gegen Streumunition hervorgeht. 
  • Patriarch Kirill I., das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, wird nicht an einem Treffen religiöser Führer in Kasachstan im nächsten Monat teilnehmen. Bei dem sollte er eigentlich mit Papst Franziskus zusammentreffen, berichteten russische Medien.
  • Die USA verurteilen die angekündigten russischen Prozesse gegen ukrainische Kriegsgefangene aus Mariupol. „Die geplanten Schauprozesse sind unrechtmäßig und eine Verhöhnung der Justiz, wir verurteilen sie aufs Schärfste“, sagt Ned Price, Sprecher des US-Außenministeriums.

Hintergrund & Analyse:

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