zum Hauptinhalt

Politik: Soldatenmütter beklagen viel höhere russische Verluste als ofiziell zugegeben

Die russische Luftwaffe in Tschetschenien hat am Wochenende ihre bislang schwersten Angriffe gegen die Separatisten in diesem Jahr geflogen. Nahezu pausenlos stiegen Kampfflugzeuge vom Militärstützpunkt Mosdok in Nord-Ossetien auf, berichtete der Fernsehsender ORT am Sonntag.

Die russische Luftwaffe in Tschetschenien hat am Wochenende ihre bislang schwersten Angriffe gegen die Separatisten in diesem Jahr geflogen. Nahezu pausenlos stiegen Kampfflugzeuge vom Militärstützpunkt Mosdok in Nord-Ossetien auf, berichtete der Fernsehsender ORT am Sonntag. Während die tschetschenische Führung am Sonntag mit sofortiger Wirkung den Übergang vom Stellungskrieg zum landesweiten Partisanenkampf verkündete, sprach Russlands Interimspräsident Wladimir Putin von einem "etappenweisen Vorgehen" seiner Truppen. Damit hat der Staatschef indirekt das Scheitern der Offensive in Tschetschenien zugegeben.

In dem neuen Krieg im Kaukasus sind nach Angaben des Vereins der russischen Soldatenmütter wesentlich mehr Soldaten gefallen als offiziell angegeben. Mindestens 3000 Angehörige der russische Streitkräfte seien bislang getötet worden, 6000 weitere seit dem Beginn der Kämpfe am 1. Oktober vorigen Jahres verletzt worden, erklärte im Moskauer Radio Echo die Sprecherin der Organisation, Walentina Melnikowa. Die offiziellen Zahlen seien "um den Faktor sieben" zu klein. Moskau gibt die Zahl der russischen Toten mit rund 500 an.

Der Oberste Verteidigungsrat Tschetscheniens legte unter dem Vorsitz von Präsident Aslan Maschadow die neue Taktik für den Kampf gegen die Russen fest. "Die Zeit der Positionskämpfe geht dem Ende zu, ab sofort wird die Taktik des Partisanenkrieges angewendet", sagte der tschetschenische Verteidigungsminister Magomed Hambijew nach Angaben der Agentur Interfax. Der Partisanenkrieg der Tschetschenen werde künftig von mobilen Einsatzgruppen geführt werden, die russische Einheiten auf dem ganzen Gebiet Tschetscheniens angreifen sollen. "Unser Ziel ist es nicht, Siedlungen zu erstürmen und zu besetzen", sagte Hambijew. "Unsere Aufgabe ist vielmehr die Zerschlagung russischer Verbände und der anschließende Rückzug, um die Angriffe an anderer Stelle zu wiederholen."

Putin hatte zuvor ein etappenweises Vorgehen seiner Truppen angekündigt. "Als erste Etappe werden wir Grosny erobern, danach werden wir die Operation in den Bergen beenden", sagte er im Fernsehsender ORT. Fristen und Zeitrahmen würden sich aus der "militärischen Lage ergeben". Dabei würden die russischen Einheiten "hart, aber nicht unbarmherzig" vorgehen. Eine derartige, "unangebrachte Härte" würde den russischen Einheiten die Unterstützung der tschetschenischen Zivilbevölkerung nehmen, sagte Putin.

Die englischsprachige Zeitung "Moscow Times" berichtete am Wochenende unter Berufung auf eigene Recherchen vor Ort, dass die russischen Militärs bei ihrem Vormarsch durch Tschetschenien wiederholt ganze Dörfer "erpresst" hätten. Nach Androhung von Luft- und Artillerieangriffen hätten Generäle und ranghohe Frontoffiziere von Dorfbewohnern "Geld- und Sachgeschenke" erhalten, um die Zerstörung der jeweiligen Siedlung abzuwenden. Bei "Nichtbezahlung" seien die Dörfer vor der Zerstörung noch zur Plünderung durch die Truppen "freigegeben" worden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false