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Piraterie: Somalische Seeräuber erschießen Kapitän

Piraten haben vor Mogadischu einen syrischen Seemann ermordet. Das zeigt: Die Seeräuber vergrößern ihr Operationsgebiet und gehen brutaler vor als bisher

Der Kapitän hatte Mut gezeigt: Er weigerte sich, der Anweisung der Entführer Folge zu leisten, sein Schiff ins offene Meer hinaus zu steuern. Seinen Mut bezahlte er mit seinem Leben. Die somalischen Seeräuber, die sein Handelsschiff vor dem Hafen der somalischen Hauptstadt Mogadischu geentert hatten, erschossen den Syrer und verletzten drei weitere Seeleute.

Der Fall zeigt, dass die Piraten brutaler und gefährlicher werden. Erstmals haben somalische Piraten einen ausländischen Seemann ermordet. Bislang wurde nur ein tödlicher Überfall bekannt: Ein russischer Offizier war nach einem Angriff an einem Herzinfarkt gestorben. Geschossen hatten die Kriminellen bislang nur zur Einschüchterung und um fliehende Schiffe zum Anhalten zu zwingen. In den vergangenen Wochen hatten freigekaufte Seeleute von Scheinhinrichtungen und Drohungen berichtet. Auch die deutschen Seeleute, die an Bord der Hansa Stavanger entführt worden waren, erzählten nach ihrer Freilassung von vorgetäuschten Erschießungen.

Nicht nur das brutale Vorgehen der Seeräuber, auch der Ort des Überfalls ist neu: Bisher fanden die Piratenüberfälle vor der Küste Somalias und auf dem Indischen Ozean statt. Die Seeräuber haben in den vergangenen Monaten ihr Operationsgebiet ständig ausgeweitet, sodass die Europäische Union das Mandatsgebiet für ihre Anti-Piraterie-Mission bis zu den Seychellen vergrößern musste – doch direkt vor dem Hafen schlugen die Verbrecherbanden bisher noch nie zu.

Der somalische Minister Abdiasis Hassan teilte Nachrichtenagenturen mit, dass normalerweise Polizisten die internationalen Schiffe in den Hafen eskortieren. Diesmal seien aber bereits Seeräuber an Bord gewesen und hätten die Beamten beschossen, als diese näher kamen. Dabei wurde ein Polizist verwundet.

Der Hafen der somalischen Hauptstadt ist von großer Bedeutung für die Nahrungsmitteltransporte des World-Food-Programms, das die etwa 20 Millionen Hungernden in Ostafrika mit Lebensmitteln versorgt. Allein die Hälfte der knapp acht Millionen Somalier ist auf Hilfe internationaler Organisationen angewiesen. Hunderttausende flohen vor den Milizen, die sich seit den neunziger Jahren am Horn von Afrika heftige Kämpfe liefern. Soldaten und Söldner vertrieben die Menschen aus ihren Dörfern und zerstörten Äcker und Felder. Die Kriegsschiffe der deutschen Marine, die vom Bundestag nach Ostafrika entsandt wurden, haben als Hauptaufgabe, die Schiffe des World-Food-Programms zu beschützen.

Der Hafen ist auch für die Truppen der Afrikanischen Union (AU) von Bedeutung, weil deren Nachschub über Mogadischu läuft. Somalischen Polizisten und Soldaten der AU gelang es noch am Freitag, das entführte Schiff zu befreien. Für den syrischen Kapitän kam der Einsatz zu spät.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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