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Spur ins Saarland: Verübte NSU Anschlag auf Wehrmachtsausstellung?

Im Fall des unaufgeklärten Sprengstoffanschlags vom März 1999 auf die Wehrmachtsausstellung in Saarbrücken wird der Verdacht offenbar stärker, die Jenaer Terrorgruppe könnte verantwortlich sein.

Von Frank Jansen

Die Ermittler wollen erneut einen Journalisten befragen, der nach der Explosion zwei Männer und eine Frau beobachtet haben will, die ihm verdächtig erschienen. Eine der drei Personen solle gesagt haben, „wir waren das“, hieß es am Sonnabend in Sicherheitskreisen. Bei den drei Personen könnte es sich um die Neonazis Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe gehandelt haben, die im Jahr 1998 untertauchten.

Die Bundesanwaltschaft und die Polizei gehen davon aus, dass zumindest Mundlos und Böhnhardt wenigstens zehn Morde, 14 Banküberfälle und zwei Anschläge in Köln verübt haben. Ob die Detonation in Saarbrücken den dreien anzulasten ist, wird seit drei Wochen, wie berichtet, geprüft.

Bei dem Anschlag am 9. März 1999 wurde in der saarländischen Landeshauptstadt das Gebäude einer Volkshochschule schwer beschädigt. In dem Komplex standen die Schautafeln, auf denen das Hamburger Institut für Sozialforschung über Verbrechen der Wehrmacht aufklärte. Die rechte Szene lief gegen die Wanderausstellung Sturm, in mehreren Städten demonstrierten Neonazis. An einem Aufmarsch in Schleswig-Holstein gegen die Wehrmachtsausstellung soll sich ein mutmaßlicher Unterstützer der Jenaer Terrorzelle, Holger G., beteiligt haben. Der 37 Jahre alte Mann wurde am 13. November nahe Hannover festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft.

Ein nach dem Saarbrücker Anschlag bei Zeitungen eingegangenes Selbstbezichtigungsschreiben sei vermutlich das Werk eines Trittbrettfahrers gewesen, sagte ein Experte. Die Jenaer Terrorzelle hatte sich nie zu einer Tat bekannt. Die Polizei fand allerdings im Brandschutt des schwer beschädigten Hauses im sächsischen Zwickau, das Beate Zschäpe am 4. November angezündet hatte, Exemplare einer DVD mit dem perfiden „Paulchen-Panther-Video“, in dem mehrere Morde und die zwei Anschläge in Köln gefeiert werden. Zum Angriff in Saarbrücken findet sich nichts. Das schließe aber nicht aus, dass auch der Anschlag auf die Wehrmachtsausstellung auf das Konto der Terroristen gehe, sagten Fachleute.

Eine Brandserie im saarländischen Völklingen, die jetzt die „Frankfurter Allgemeine“ auch mit der Terrorzelle in Verbindung brachte, dürfte eher das Werk „eines Feuerteufels oder eines rechtsextremen Einzeltäters aus der Region“ gewesen sein, hieß es in Sicherheitskreisen. Vom September 2006 bis September 2011 wurden in Völklingen Brandanschläge auf Gebäude verübt, in denen Migranten leben. Es sei wenig wahrscheinlich, dass die Jenaer Neonazis nach Völklingen gefahren seien, um in Hausfluren Kinderwagen anzuzünden, hieß es.

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