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Steinmeier

© dpa

Politiker-Beliebtheit: Steinmeier boxt sich nach oben

Was ihr bislang zum Vorteil gereichte, scheint sich nun gegen sie zu wenden: Angela Merkels Defensivtaktik bringt der Kanzlerin Minuspunkte. Herausforderer Steinmeier kann es nur recht sein: Sein neuer, aggressiverer Stil ermöglicht ihm eine Aufholjagd.

Italienische Verhältnisse im Bundestagswahlkampf: Wer am lautesten schreit, der erhält mehr Aufmerksamkeit. Wer am meisten schimpft, schärft sein Profil. Dass dieses Verhaltensmuster nicht nur am Tisch italienischer Großfamilien erfolgreich ist, beweist die aktuelle Charismakurve, die sich aus Bewertungen der Spitzenkandidaten durch die Internetuser speist. Wurde die Beliebtheitsschere Anfang vergangener Woche zu Lasten Steinmeiers immer größer, so näherten sich der Außenminister und die Kanzlerin im Wochenverlauf immer weiter an. Merkels Vorsprung ist somit passé.

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© charismakurve.de

Das dürfte vor allem an Steinmeiers neuer Strategie des direkten Angriffs liegen. Seit den starken Stimmverlusten der CDU bei den Landtagswahlen in Thüringen und im Saarland hat die SPD Auftrieb bekommen. "Die SPD ist zurück. Die SPD will siegen – und die SPD kann siegen", erklärte Steinmeier umgehend nach dem Unions-Wahldebakel. Von Frau Merkel sei "leider nichts Konkretes" zu hören. "Nur auf dem roten Teppich flanieren – das ist auf Dauer zu wenig".

Steinmeier als schwache Kopie von Schröder?

Die Wähler sind für den neuen, schärferen Ton im Wahlkampf empfänglich. Endlich bekennt einer der Kandidaten Farbe, endlich gibt es echten Kampf um die Wähler, endlich ist ein Hauch von Schlammschlacht erkennbar. Zwar liegt die Kanzlerin laut ZDF-Politbarometer bei der Kanzlerfrage weiterhin noch vorn. Doch ihre Defensivtaktik macht langsam selbst die eigenen Parteikollegen nervös. Einige Unions-Politiker nahmen daher beim Wahlkampfauftakt der CDU am Wochenende das verbale Attackieren Steinmeiers selbst in die Hand.

Ausgerechnet Steinmeier, der mit Gerhard Schröder zusammen  für 5,2 Millionen Arbeitslose gesorgt habe, wolle nun vier Millionen neue Arbeitsplätze schaffen. "Das ist, als wenn sich der Elefant zum Aufräumen im Porzellanladen meldet!" ereiferte sich beispielsweise CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla. NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers bezeichnete Steinmeier als "allenfalls `ne matte Kopie von Gerhard Schröder".

Nur von der Kanzlerin selbst ist nichts zu hören. "Lautstärke und die Beleidigung anderer Personen sollte nicht der Maßstab sein, an der sich die Ernsthaftigkeit des Wahlkampfes ausrichtet", erklärte sie jüngst. "Ich habe immer wieder festgestellt, dass sich besonders viele Briefe bekommen, wenn ich im Wahlkampf schreie. Die Menschen mögen das nicht."

Wenn sich die Kanzlerin da mal nicht täuscht.

Teil 2 der Serie über die Entwicklung der Charismakurve von Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier. Teil 1 lesen Sie hier.

Simone Bartsch

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