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Der Republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump.

© REUTERS

Wahlkampf in den USA: Steueraffäre drängt Trump in die Defensive

Genie oder Steuerbetrüger? Donald Trumps angebliche Steuervermeidung ist weiter das große Thema. Laut einer Umfrage liegt er fünf Prozent hinter Clinton.

Fünf Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA baut Hillary Clinton ihren Vorsprung auf Donald Trump aus. Die Kandidatin der Demokraten liegt nach einer neuen Umfrage des Fernsehsenders CNN nun fünf Prozentpunkte vor dem Republikaner und konnte in der jüngsten Zeit zudem ihre Anhänger stärker motivieren. Trump hat unterdessen weiter mit den Enthüllungen über seine angebliche Steuervermeidung zu kämpfen. Zudem erhielt er einen Dämpfer durch eine Entscheidung der Justiz in New York.

Die Anordnung der New Yorker Staatsanwaltschaft, wonach Trumps wohltätige Stiftung wegen eine fehlerhaften Anmeldung bei den Behörden ab sofort keine Spenden mehr sammeln darf, ist an sich kein großer Skandal. Doch im Zusammenhang mit dem – von Trump nicht dementierten – Bericht der „New York Times“ über die möglicherweise unterbliebenen Einkommensteuerzahlungen des schwerreichen Unternehmers verstärkt der Beschluss den Eindruck, Trump setze sich über Regeln hinweg, um den eigenen Vorteil zu suchen.

Der 70-jährige versucht weiter, seine fehlenden Steuerzahlungen als Beweis für seinen Unternehmergeist zu präsentieren. Er habe das Steuersystem „brillant“ für sein Geschäft genutzt, sagte er. Tatsächlich hat sich Trump nicht strafbar gemacht – doch die Enthüllungen erschweren es ihm, im Wahlkampf als Anwalt der hart arbeitenden Normalbürger aufzutreten.

Trump hatte sich mit den Eltern eines im Krieg getöteten muslimischen US-Soldaten angelegt

Gleichzeitig machte der Populist erneut mit abfälligen Äußerungen über eine hoch geachtete gesellschaftliche Gruppe auf sich aufmerksam. Ende Juli hatte er sich mit den Eltern eines im Krieg getöteten muslimischen US-Soldaten angelegt und sich damit Sympathien verscherzt. Nun sagte er, einige Veteranen der US-Armee seien nicht stark genug, um Stress während eines Kriegseinsatzes wegzustecken, und würden deshalb seelisch krank. Trumps Wahlkampfteam erklärte, der Kandidat habe damit lediglich auf die Herausforderungen für heimkehrende Soldaten aufmerksam machen wollen.

Nachdem er Ende Juli noch bis zu zehn Prozentpunkte hinter Clinton gelegen hatte, machte Trump im August und im September in den Umfragen an Boden gut und lag mit der früheren Außenministerin Kopf an Kopf. Seit dem ersten Fernsehduell der beiden Kandidaten vergangene Woche ist laut CNN jedoch neuer Auftrieb für Clinton erkennbar.

Demnach wollen 47 Prozent der Amerikaner für sie stimmen und 42 Prozent für Trump. Bei Männern und parteiunabhängigen Wählern habe Clinton große Fortschritte gemacht, berichtete der Sender. Selbst bei Weißen ohne Hochschulabschluss, der Kern-Anhängerschaft von Trump, kann Clinton demnach wenige Wochen vor der Wahl am 8. November Boden gut machen. Auch im Durchschnitt der Umfragen konnte Clinton laut der Internetseite RealClearPolitics ihren knappen Vorsprung in den vergangenen Tagen ausbauen; dort liegt sie derzeit 3,1 Prozentpunkte vorn.

Nach dem Fernsehduell der Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten, Mike Onece und Tim Kaine, an diesem Dienstag werden sich Trump und Clinton am kommenden Sonntag zu ihrem zweiten Streitgespräch vor laufenden Kameras treffen. Trump hat angedeutet, dann auch die Seitensprünge von Clintons Ehemann, des früheren Präsidenten Bill Clinton, zur Sprache zu bringen.

Diese Taktik könnte sich für Trump jedoch nicht nur wegen eines möglichen Mitleid-Effektes zugunsten Clintons als zweischneidiges Schwert erweisen. Eine Debatte über das Privatleben der ehemaligen First Lady würde zwar die eingefleischten Clinton-Hasser in Trumps Gefolgschaft begeistern - sie könnte aber Trumps schlechtes Image bei Frauen verstärken und wäre zudem ein Zeichen der Hilflosigkeit.

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