zum Hauptinhalt
Eine Mitarbeiterin greift nach einer Flasche Fritz-Kola in einem Kühlschrank in der Firmenzentrale der Fritz-Kola GmbH (Symbolbild).

© dpa/Marcus Brandt

Update

Streit über Umgang mit der AfD: Auch Fritz-Kola verlässt den Verband der Familienunternehmer

Der Verband der Familienunternehmer öffnet sich für Gespräche mit der AfD. Nach Rossmann und Vorwerk zieht eine weitere Firma Konsequenzen. Die Verbandspräsidentin verteidigt das Vorgehen.

Stand:

Nach dessen Öffnung für Gespräche mit der AfD verlässt nun auch das Hamburger Unternehmen Fritz-Kola den Verband der Familienunternehmer. „Eine offene, demokratische Gesellschaft bildet für uns die Grundlage wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Handelns. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Mitgliedschaft im Verband beendet“, teilte die Firma auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

„Die Entscheidung der Verbandsführung, die bisherige Distanz gegenüber der AfD aufzugeben, steht nicht im Einklang mit den Grundsätzen, die Fritz-Kola als Unternehmen vertritt“, teilte das Unternehmen zudem den Sendern RTL und ntv mit. Fritz-Kola werde neue Wege suchen, um weiterhin mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern im Austausch zu bleiben und als wirtschaftlicher Akteur präsent zu sein.

Das Bauunternehmen Goldbeck will seine Mitgliedschaft im Verband auf den Prüfstand stellen. „Wir prüfen in den kommenden Tagen sorgfältig unsere Mitgliedschaft im Verband vor dem Hintergrund, ob diese Mitgliedschaft noch mit unseren Werten vereinbar ist“, sagte ein Unternehmenssprecher dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Bielefelder Konzern gehört zu den größten deutschen Bauunternehmen.

Der Verband der Familienunternehmer hatte zu seinem Parlamentarischen Abend in Berlin im Oktober erstmals auch AfD-Vertreter eingeladen. Dafür hob der Verband laut Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann ein bis dahin auf Bundesebene geltendes „Kontaktverbot“ zu der Partei auf. An der Entscheidung hagelt es seitdem Kritik. Die Drogeriekette Rossmann und der Küchengerätehersteller Vorwerk traten aus dem Verband aus.

Die Drogeriemarktkette teilte mit: „Wir unterstützen die Haltung des Verbands ‚Die Familienunternehmer‘ nicht und haben die Mitgliedschaft gekündigt.“ Der Rossmann-Konkurrent dm ist eigenen Angaben zufolge auch nicht länger Mitglied im Verband. „Wir haben unseren Austritt bereits vor vielen Monaten erklärt und sind daher nicht mehr Teil der internen Meinungsbildung“, sagte dm-Chef Christoph Werner der „Süddeutschen Zeitung“. Ob der Austritt indes mit der politischen Haltung des Verbands zusammenhängt, blieb offen.

dm in der Kritik

Dennoch geriet dm im Kontext der AfD-Debatte unter Druck. Werner hatte der „SZ“ gesagt, er habe grundsätzlich Verständnis dafür, Parlamentarier aller im Bundestag vertretenen Parteien zu einem Parlamentarischen Abend einzuladen. Es folgten Anfeindungen und Boykottaufrufe im Internet.

Werner meldete sich daraufhin erneut zu Wort. „dm lehnt eine polarisierende Brandmauer-Debatte ebenso entschieden ab wie Positionen der Partei AfD, welche die freiheitlich-demokratische Grundordnung infrage stellen“, sagte er der „SZ“. Im Wesentlichen gehe es ihm darum, AfD-Wähler davon zu überzeugen, dass die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei wegen vieler Positionierungen nicht wählbar sei. Die AfD einfach nur zu verdammen, reiche seiner Meinung nach jedoch nicht aus.

„Vorwerk distanziert sich von den Aussagen des Verbands ‚Die Familienunternehmer‘ zum Umgang mit der AfD“, teilte der Hausgerätehersteller mit. „Für uns gilt unverändert: Die Positionierung von Unternehmen muss jederzeit klar auf demokratischen Grundwerten basieren.“ 

Jetzt hilft nur noch die Auseinandersetzung mit den Inhalten der AfD, jenseits von schlichten Kategorisierungen in gut und böse.

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbands der Familienunternehmer

Vorwerk habe entschieden, die bereits seit längerer Zeit ruhende Mitgliedschaft im Verband nicht wieder aufleben zu lassen und auch formal aus dem Verband auszutreten. Damit verschärfte Vorwerk ein zuvor veröffentlichtes Statement, in dem sich das Unternehmen bereits kritisch geäußert hatte.

Der Unternehmer Harald Christ ist nach eigenen Angaben bereits vor einigen Wochen aus dem Familienunternehmerverband ausgetreten. In einem Gastbeitrag für das Düsseldorfer „Handelsblatt“ kritisierte der ehemalige FDP-Schatzmeister den Verband scharf. Die Öffnung hin zur AfD sei ein „Tabubruch“ und „eine Art autoaggressives Verhalten“, erklärte er. Wer die AfD wirtschaftlich hoffähig mache, „versündigt sich an diesem Land“. Er warf dem Verband „unfassbare Naivität“ vor.

Der Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke, schloss sich der Kritik an. „Der Verband ‚Die Familienunternehmer‘ unter seiner Präsidentin Marie-Christine Ostermann fällt schon seit geraumer Zeit durch immer radikaler werdende Positionen auf“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die Geschichte mahnt, wie wichtig eine klare Abgrenzung der Wirtschaft gegenüber Rechtsextremen ist.“

Verteidigt die Einladung der AfD-Vertreter: Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbandes der Familienunternehmer.

© imago/photothek/IMAGO/Florian Gaertner

Der Verband der Familienunternehmer veröffentlichte in dieser Woche eine Stellungnahme. Die Hoffnung, man könne ein Viertel der bundesdeutschen Wähler durch moralische Ausgrenzung zur Umkehr bewegen, sei nicht aufgegangen, sagte Präsidentin Ostermann. „Jetzt hilft nur noch die Auseinandersetzung mit den Inhalten der AfD, jenseits von schlichten Kategorisierungen in gut und böse.“

Mit Andersdenkenden zu diskutieren, heiße nicht, seine Positionen zu akzeptieren. Zugleich stellte Ostermann klar: „Wir Familienunternehmer wollen keine Regierung mit AfD-Beteiligung.“ Das Weltbild der AfD passe nicht zur freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Grundüberzeugung des Verbands. (dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })