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Die US-Amerikaner Andy Huynh (rechts) und Alex Drueke kommen in New York an.

© dpa/Andres Kudacki

Tag 224 der Ukraine-Invasion: Was zwei US-Amerikaner von ihrer russischen Gefangenschaft berichten

Moskaus strategische Probleme am Dnjepr + Bundesnetzagenturchef besorgt + Ukrainische Armee erbeutet russische Panzer + Der Überblick am Abend.

Stand:

Zeitgleich mit der Anordnung der Teil-Mobilmachung hatte es zwischen Russland und der Ukraine einen großen Gefangenenaustausch gegeben, freigekommen waren dabei auch zehn ausländische Kämpfer. Zwei davon waren die US-Amerikaner Alex Drueke und Andy Tai Huynh. Die „Washington Post“ hat vor wenigen Tagen mit ihnen über ihre Erfahrungen gesprochen.

104 Tage verbrachten die beiden in Gefangenschaft, sie seien verhört, körperlich und psychisch misshandelt worden und hätten kaum Nahrung oder sauberes Wasser erhalten. Fast 15 Kilogramm habe jeder von ihnen in der Zeit verloren, erzählten sie. Bilder in dem Bericht zeigen zudem rote und violette Male an ihren Handgelenken, wo sie gefesselt worden waren.

Die Männer berichten, wie sie sich auf Hände und Knie legen und so lange in dieser Position verharren mussten, bis ihre Füße taub wurden. Wenn sie sich bewegten, seien sie geschlagen worden. Nachts seien sie zudem zum stundenlangen Stehen gezwungen worden, um sie am Schlafen zu hindern.

Die beiden seien später noch in andere Gefangenenlager verlegt worden, wo die Folterungen noch stärker waren. Huynh erzählte der Zeitung, dass er Schreie und Schmerzensschreie hören konnte, wenn Verhöre durchgeführt wurden. „Das war mit das Schlimmste“, sagte Huynh. „Zu hören, wie Menschen verletzt werden und nichts dagegen tun zu können.“

Der Bericht schildert aber nicht nur die Qualen in der Gefangenschaft, sondern ebenso, wie und warum die beiden Männer überhaupt in den Krieg zogen – und schließlich in die Hände der russischen Truppen fielen.

Ähnliches bezüglich russischer Folter hatte auch der Brite Aiden Aslin der Zeitung „The Sun“ vor Kurzem berichtet. Er sprach damals etwa von Stichen in den Rücken und Prügel. Aslin war im gleichen Gefangenenaustausch freigekommen.

DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • Nach Einschätzung britischer Geheimdienste steht Russland bei der Verteidigung heftig umkämpfter Gebiete am Dnjepr-Fluss in der Ukraine vor schwer zu lösenden strategischen Problemen. Ein Rückzug steht jedoch wohl aus politischen Gründen nicht zur Debatte. Die Hintergründe dazu erfahren Sie hier.
  • Die Haushalte in Deutschland haben trotz Energie-Krise in der vergangenen Woche mehr Gas verbraucht. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ist besorgt: „Die Lage kann sehr ernst werden, wenn wir unseren Gasverbrauch nicht deutlich reduzieren.“ Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Bei ihren Rückeroberungen ukrainischer Gebiete im Donbass haben Kiews Truppen unter anderem russische Panzer, Haubitzen und Kampffahrzeuge erbeutet. Allein beim Vorstoß in der Region Charkiw stießen sie auf Hunderte russische Panzer, wie das „Wall Street Journal“ (WSJ) berichtet. Die Details.
  • Bei russischen Angriffen auf die Stadt Saporischschja sind nach ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet und fünf weitere verschüttet worden. Russische Truppen hätten mehrere Hochhäuser beschossen, erklärte der Regionalgouverneur Oleksandr Staruch. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Wladimir Putin hat den autoritär herrschenden Machthaber der Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, nach dessen Aussage zum Generaloberst befördert. Er sei Putin „unglaublich dankbar“ für die „große Wertschätzung“, schrieb Kadyrow auf Telegram. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • US-Geheimdienste gehen offenbar davon aus, dass die Ukraine für den tödlichen Anschlag auf die Tochter des Putin-Vertrauten Alexander Dugin verantwortlich ist. Einem Bericht der „New York Times“ zufolge vermuten sie, dass Teile der Kiewer Regierung den Anschlag genehmigten. Die Details.
  • Hunderttausende Russen haben ihr Land aus Angst vor einem Kriegsdienst verlassen – und mitunter ihre Autos zurückgelassen. Diese Fahrzeuge sollten nun beschlagnahmt werden, sagte der Abgeordnete Oleg Morosow der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Die ukrainische Armee hat bei ihrer Gegenoffensive nach eigenen Angaben binnen weniger Tage mehr als 400 Quadratkilometer Gebiet in der Region Cherson zurückerobert. Das sagte die Sprecherin des ukrainischen Militärkommandos Süd, Natalia Gumentschjuk.
  • Russische Truppen haben nach mehreren Niederlagen die Einnahme der Siedlung Sajzewe im Gebiet Donezk in der Ostukraine gemeldet. Die Ortschaft sei unter russische Kontrolle gebracht worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.
  • Die Grünen kritisieren CDU-Chef Friedrich Merz heftig für Äußerungen unter anderem zu ukrainischen Flüchtlingen. Merz verbreite damit „nicht nur rechte Narrative, sondern knallharte russische Propaganda“, sagte Co-Parteichefin Ricarda Lang.
  • Das an Russland grenzende Norwegen plant eine Erhöhung seines Verteidigungshaushalt um etwa 9,8 Prozent. „Der Angriff Russlands auf die Ukraine stellt eine Bedrohung für die norwegische und europäische Sicherheit dar“, erklärte Verteidigungsminister Björn Arild Gram.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts des Vormarschs der eigenen Truppen die Kandidatur der Ukraine als Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2030 angekündigt. Das sagte er in seiner täglichen Videoansprache.

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