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Iran: Teheran zeigt Video der Gefangenen

Das iranische Fernsehen hat erstmals Bilder der 15 festgehaltenen britischen Marinesoldaden gezeigt. Englische Politiker reagierten wütend auf die Fernsehausstrahlung. Die Soldatin unter den Gefangenen soll ein Geständnis abgelegt haben.

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Teheran/London - Das Außenministerium in London bezeichnete die Ausstrahlung des Videos als "völlig inakzeptabel". Teheran verfügt nach eigenen Angaben über "technische Beweise" dafür, dass die Seeleute in iranischen Gewässern aufgegriffen wurden. Zuvor hatte das britische Verteidigungsministerium Satellitenfotos präsentiert, die das Gegenteil beweisen sollten. Die einzige Frau unter den Festgenommenen gab das Eindringen ihres Bootes in iranische Hoheitsgewässer offenbar zu, möglicherweise unter dem Druck der Gefangenschaft. Die 26-Jährige soll in Kürze freigelassen werden.

Der iranische Fernsehsender El Alam zeigte in Großaufnahme einen Brief, den die Marinesoldatin Faye Turney an ihre Familie geschrieben haben soll. Darin heißt es: "Wir sind ganz offensichtlich in ihre Hoheitsgewässer eingedrungen". Die britische Außenministerin Margaret Beckett erklärte, solche Videos könnten unter "Druck" zu Stande kommen. Die iranische Nachrichtenagentur Irna zitierte einen iranischen Regierungsvertreter, der angab, erste technische Untersuchungen belegten, dass sich die Seeleute in iranischen Gewässern befunden hätten.

Männliche Soldaten sollen vor Gericht

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums sagte, die Soldatin solle "in ein oder zwei Tagen" freigelassen werden. Die Ermittlungen gegen ihre 14 männlichen Kollegen würden jedoch fortgesetzt. Sie sollen sich wegen Verletzung iranischer Hoheitsgewässer vor Gericht verantworten.

Beckett drohte wegen der Gefangennahme der Marine-Soldaten damit, die bilateralen Beziehungen zu Teheran in der gesamten Bandbreite einzufrieren. Teheran spielte dies herunter. Die Beziehungen seien aufgrund einer "feindlichen Einstellung" Londons sowieso seit langem nur schwach ausgeprägt. Becketts Äußerungen stellten daher keine Neuigkeit dar. Das Londoner Außenministerium präzisierte, alle offiziellen Besuche zwischen dem Iran und Großbritannien seien unterbrochen und die Ausgabe von Visa an iranische Politiker sei ausgesetzt.

Iran fordert Entschuldigung

Der Vizepräsident des iranischen Parlaments verlangte eine Entschuldigung von Großbritannien. Wenn bewiesen sei, dass es sich bei dem Eindringen der Marine-Soldaten auf iranisches Territorium um einen Irrtum handele, könne die Angelegenheit mit Entschuldigungen der britischen Regierung geregelt werden, sagte Mohammad Resa Bahonar.

Die 15 Marine-Soldaten und Seeleute waren am Freitag von iranischen Sicherheitskräften festgenommen worden. Nach Darstellung Londons befanden sie sich zu diesem Zeitpunkt fast 1,7 Seemeilen (3,15 Kilometer) außerhalb des iranischen Hoheitsgebiets. Die Festgenommenen gehören zur multinationalen Truppe im Irak und patrouillierten auf der Wasserstraße Schatt el Arab an der Grenze zwischen dem Iran und dem Irak. (tso/AFP)

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