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Politik: Terrorismus: Das Netz wird dichter

Das Bedauern des Innenministers ist verständlich: Die nach dem Anschlag auf Djerba ins Visier der Ermittler geratene Islamistengruppe im Ruhrgebiet ist offenkundig kein Zirkel harmloser Frömmler, wandert aber nicht in U-Haft. Die Bundesanwaltschaft musste am Dienstag den Mülheimer Christian G.

Von Frank Jansen

Das Bedauern des Innenministers ist verständlich: Die nach dem Anschlag auf Djerba ins Visier der Ermittler geratene Islamistengruppe im Ruhrgebiet ist offenkundig kein Zirkel harmloser Frömmler, wandert aber nicht in U-Haft. Die Bundesanwaltschaft musste am Dienstag den Mülheimer Christian G. (35) alias "Ibrahim" nach mehrstündigem Verhör freilassen - trotz aller Anzeichen, dass er und drei weitere Islamisten in Mülheim, Haan und Duisburg Kontakte zu Al Qaida haben. Und offenbar mit den Terrorfliegern des 11. September in Verbindung standen. Da erscheint das Telefonat, das Christian G. kurz vor der Explosion auf Djerba mit dem Attentäter Nizam Ben Naouar führte, eher als Briefing eines Kämpfers denn als privates Geplauder.

Zum Thema Fotostrecke: Djerba und die Folgen In Duisburg fand das Bundeskriminalamt in der Wohnung des Marokkaners Karim M. (32) die Hamburger Telefonnummer von Ramsi Bin Al-Shibh. Der aus Jemen stammende Mann gehörte zur Gruppe um Mohammed Atta, der eines der beiden Flugzeuge ins World Trade Center steuerte. Bin Al-Shibh war vermutlich auch als Selbstmord-Pilot vorgesehen. Die US-Behörden verweigerten dem Studenten jedoch im August 2001 die Einreise, als er in Florida Flugstunden nehmen wollte. Danach tauchte Bin Al-Shibh unter. Im Dezember erhielt das BKA den Hinweis, der Jemenit sei bei den Kämpfen in Afghanistan auf Seiten der Al Qaida gefallen. Ob er tot ist, bleibt jedoch unklar.

Auch Bin Al-Shibhs Bekannter in Duisburg soll nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden in Afghanistan gewesen sein, allerdings schon 1992. Karim M. hat dort vermutlich eine militärische Ausbildung erhalten. Kontakte hatte er nicht nur zu Bin Al-Shibh, sondern auch zu dem Mauretanier Mohambedou Ould Slahi. Dieser gilt als Gefolgsmann bin Ladens und soll die Anschläge mitgeplant haben, die 1998 auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania verübt wurden. 257 Menschen starben, 5500 erlitten Verletzungen. Der inzwischen unauffindbare Ould Slahi, der in Duisburg Elektrotechnik studierte, eine Import-Export-Firma betrieb und als Betrüger auffiel, nannte bei seiner letzten Einreise in Deutschland die Adresse von Karim M. als Wohnanschrift. Karim M. sagt zu alldem nichts.

Der Mülheimer Christian G. wurde wahrscheinlich im Sommer 2001 in einem Lager in Afghanistan ausgebildet. Ein Mann namens Uwe D. (43), ebenfalls aus Mülheim, soll dabei gewesen sein. Er stritt dies aber bei der Durchsuchung seiner Wohnung am Montag ab. Der vierte im Bund ist der in Sudan geborene deutsche Staatsbürger Elfatih M. (41). Dem in Düsseldorf und Haan gemeldeten Islamisten sagen die Sicherheitsbehörden nicht nur Kontakte zur Al Qaida nach. Angeblich tritt er sogar als Werber auf.

Das Telefonat, das der Djerba-Attentäter Naouar mit dem Mülheimer Christian G. kurz vor dem Anschlag geführt hat, ist von Handy zu Handy geführt worden. Die tunesischen Behörden haben ein Mobiltelefon bei dem Onkel Naouars gefunden. So ließ sich rekonstruieren, dass der Terrorist und Christian G. am Morgen des 11. April miteinander sprachen. Kurz danach eplodierte der Kleinlaster vor der Synagoge Al Ghriba.

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