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Putin

© AFP

Auszeichnung: "Time" kürt Putin zur "Person der Jahres"

Das einflussreiche Wochenmagazin "Time" zeichnet seit 1927 die Person aus, die aus Sicht der Redaktion im abgelaufenen Jahr den größten Einfluss auf die Welt hatte. Der Titel ist nicht zwangsläufig als Kompliment zu verstehen.

Die Auszeichnung, die als Folgerung aus realpolitischen Tatsachen gilt, wurde Putin vor allem wegen seiner Verdienste um die Stabilität Russlands zuerkannt. Putin habe ein Land wieder auf Vordermann gebracht, "das von der Landkarte in unseren Köpfen verschwunden war", begründete Time-Chefredakteur Richard Stengel die Wahl. Die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe ist überschrieben mit: "A Tsar is born" (deutsch: "Ein Zar ist geboren"). Friedesnobelpreisträger Al Gore und Autorin J.K. Rowling landeten auf Platz zwei und drei.

"Auf Kosten von Prinzipien und Ideen, die freien Staaten teuer sind, hat er eine außergewöhnliche Führungsleistung vollbracht, indem er einer Nation Stabilität aufzwang, die diese selten gekannt hat, und Russland an den Tisch der Weltmacht zurückgeführt", schrieb Stengel. Putin sei zu einem "Dreh- und Angelpunkt des 21. Jahrhunderts geworden". Der Kommentator macht keinen Hehl daraus, dass Putins demokratische Kinderstube zu wünschen übrig lässt. "Putin ist kein Pfadfinder. Er ist kein Demokrat, wie der Westen ihn definieren würde. Er ist kein Vorbild für die Meinungsfreiheit", räumte Stengel ein. Der Präsident stehe vor allem für Stabilität: "Stabilität vor Freiheit, Stabilität vor Wahlmöglichkeit, Stabilität in einem Land, das diese seit hundert Jahren praktisch nicht erlebt hat."

Russland macht wieder Großmachtanspruch geltend

Die Zeitschrift reagiert damit auf eine neue russische Politik, die in der Weltpolitik wieder einen Großmachtanspruch geltend macht. Das reicht von Aussetzung des KSE-Vertrags über die Lieferung von Atombrennstoff nach Iran bis hin zur Weigerung, sich von den westlichen Staaten von einer Unabhängigkeit der serbischen Provinz Kosovo überzeugen zu lassen.

Im vergangenen Jahr wurde das Wort "Du" stellvertretend für die Macht des Einzelnen im neuen Medium Internet zur Persönlichkeit des Jahres gekürt. Neben Philantrop und Multimilliardär Bill Gates, der sich 2005 die Ehre mit U2-Sänger Bono teilte, US-Präsident George W. Bush (2004) und dem US-Soldaten 2003 gehören auch Khomeini, Stalin und Hitler zu Putins Vorgängern. Im Jahr 2001 ernannte das Blatt New Yorks Bürgermeister Rudolph Giuliani für dessen Reaktion auf die Anschläge vom 11. September zum Mann des Jahres - aus der Redaktion war allerdings auch der Vorschlag gekommen, Osama bin Laden auf die Titelseite zu heben. Nachdem 1979 die Wahl auf Khomeini gefallen war, bestellten zahlreiche Leser ihr Abonnement des Nachrichtenmagazins ab. (smz/AFP/dpa)

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