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Kritisch beäugt. US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin.

© Imago

Tötete die Taliban im Auftrag Russlands?: Trump soll von Kopfgeld-Zahlungen auf US-Soldaten gewusst haben

Medien zufolge hat Russland die Taliban dafür bezahlt, Soldaten in Afghanistan zu töten. US-Präsident Donald Trump war wohl informiert – bestreitet dies aber.

US-Präsident Donald Trump war laut seinem Präsidialamt nun doch über Geheimdiensterkenntnisse zum angeblichen Vorgehen Russlands gegen US-Soldaten in Afghanistan informiert.

Die „New York Times“ hatte unter Berufung auf Insider berichtet, Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU hätten Taliban-Kämpfern und verbündeten Kriminellen eine Belohnung für die Tötung stationierter US- und Nato-Soldaten Soldaten gezahlt und Trump sei über entsprechende Geheimdienstberichte in Kenntnis gesetzt worden. Trump hatte dies, ebenso wie Russland und die Taliban selbst, zunächst von sich gewiesen.

Am Dienstag sagte Präsidialamtssprecherin Kayleigh McEnany, Trump sei über Erkenntnisse zu Kopfgeld informiert worden. Die US-Regierung bestreitet die Existenz dieser Informationen auch nicht, sie bezeichnet sie als nicht gesichert. Laut der „New York Times“ vom Dienstag wurden sie vom US-Auslandsgeheimdienst CIA aber als so glaubwürdig eingestuft, dass sie Anfang Mai in einem weiteren Geheimbericht aufgeführt wurden.

Das US-Präsidialamt hatte bisher erklärt, Trump sei nicht persönlich informiert worden. Ob er eine schriftliche Mitteilung bekommen und diese gelesen hat, ließ das Präsidialamt zunächst offen. Laut der „New York Times“ soll Trump Ende Februar eine schriftliche Mitteilung erhalten haben.

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Die Geheimdienstinformationen seien in einem täglichen schriftlichen Bericht für Trump enthalten gewesen, schreibt die „New York Times“ unter Berufung auf zwei Regierungsvertreter. Der Nachrichtensender CNN berichtete, das Dokument sei „im Frühling“ angefertigt worden.

Trump ist bekannt dafür, die täglich für ihn zusammengestellten Berichte zur nationalen Sicherheit und zur Außenpolitik häufig nicht zu lesen. Der Präsident wird allerdings auch regelmäßig mündlich unterrichtet.

Die Möglichkeit, dass Trump die Bedrohung für amerikanische Truppen ignoriert oder übersehen hat, könnte seine Chancen auf eine Wiederwahl Anfang November schmälern. Die US-Demokraten haben Aufklärung verlangt und wollen insbesondere wissen, ob Trump unterrichtet wurde – und wenn ja, wann. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sprach von einem „unerklärlichen Verhalten von Präsident Trump gegenüber Russland“.

Der Ex-Vize-Präsident und designierte Trump-Herausforderer Biden erklärte, sollte der Präsident informiert gewesen sein und nicht gehandelt haben, käme dies einer Pflichtverletzung gleich. Eine Reaktion von Trump dazu gab es zunächst nicht.

Kritiker werfen Trump regelmäßig eine zu nachgiebige Haltung gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor. Das ist insbesondere brisant, weil Moskau sich nach Erkenntnis der US-Behörden 2016 zugunsten Trumps in die US-Präsidentschaftswahlen eingemischt hatte.

Unterdessen wurden in den USA Forderungen nach Wirtschaftssanktionen gegen Russland laut. Der demokratische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses, Adam Schiff, sagte, es müsse über Maßnahmen nachgedacht werden, mit denen Russland von seinen „bösartigen Aktivitäten“ abgebracht werden könne.

US-Außenminister Pompeo telefoniert mit Taliban – und warnt

Trumps ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton, ein Republikaner, erklärte, sollten die Anschuldigungen gegenüber Russland stimmen, käme dies einem „direkten Angriff auf Amerikaner“ gleich. „Das erfordert eine sehr ernste Antwort.“

Mitten in der Debatte über die angeblichen Kopfgelder haben die USA und die Taliban über den Friedensprozess am Hindukusch beraten. Wie ein Sprecher der Rebellen am Dienstag mitteilte, sprach US-Außenminister Mike Pompeo am Montag in einer Videokonferenz mit dem Chef des politischen Taliban-Büros, Mullah Baradar, über die Umsetzung der Friedensvereinbarung von Februar.

Dabei geht es vor allem um einen Abzug der US-geführten Truppen im Gegenzug für Sicherheitsgarantien der Taliban. Pompeo warnte die Taliban dabei vor Angriffen. In dem Telefonat mit Mullah Baradar machte Pompeo am Dienstag nach Angaben seines Ministeriums deutlich, dass er von den Islamisten eine Einhaltung ihrer Zusagen erwartet. „Dazu gehört, Amerikaner nicht anzugreifen“, sagte Pompeo.

Die USA und die Taliban hatten sich im Februar auf ein Abkommen geeinigt, das den schrittweisen Abzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan regelt. Voraussetzung für den Abzug ist allerdings ein Rückgang der Gewalt in Afghanistan. (Reuters, AFP, Tsp)

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