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Trotz Aussicht auf Schutz: Afghanen aus deutschen Aufnahmeprogrammen in Pakistan festgenommen
Außenminister Johann Wadephul hatte mehr Schutz für wartende Afghanen in Pakistan in Aussicht gestellt. Nun kam es laut pakistanischer Polizei erneut zu Festnahmen.
Stand:
Pakistanische Behörden haben nach Angaben eines lokalen Polizeisprechers erneut mehrere Afghanen aus den deutschen Aufnahmeprogrammen festgenommen. In einem Gästehaus berichteten Bewohner der dpa, dass insgesamt acht Personen festgenommen wurden, darunter zwei Kinder.
Pakistanischen Behörden hatten bereits im vergangenen Monat hunderte Afghanen aus deutschen Aufnahmeprogrammen festgenommen. 210 davon wurden nach Afghanistan abgeschoben. Viele afghanische Familien harren bereits Monate oder Jahre in Islamabad aus.
In Pakistan finden derzeit Massenabschiebungen von Afghanen statt – diese sollten sich jedoch nicht gegen Leute mit deutscher Aufnahmezusage richten.
In einem Brandbrief an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatten 200 der nach Kabul abgeschobenen Afghanen eine möglichst schnelle Ausreise nach Deutschland verlangt. Die Verfasser befürchten nach eigener Aussage Entführungen, Folter, willkürliche Verhaftungen und sogar Hinrichtungen durch die herrschenden Taliban. Merz sagte auf Nachfrage von Journalisten, er nehme den Brief ernst. Es werde derzeit die Berechtigung zu einer Einreise nach Deutschland „in jedem Einzelfall“ geprüft.
Kritik an Dauer des Aufnahmeverfahrens
Aktuell warten mehr als 2.000 Afghanen im Rahmen der verschiedenen Aufnahmeprogramme in Pakistan auf eine Ausreise nach Deutschland. Sie sind ehemalige Ortskräfte oder gelten als besonders gefährdet. Da die deutsche Botschaft in Kabul seit dem Fall Afghanistans an die Taliban im August 2021 geschlossen ist, durchlaufen sie in Pakistan ein Prüfverfahren.
An der Dauer des Aufnahmeverfahrens hagelt es immer wieder Kritik. Außenminister Johann Wadephul (CDU) hatte jüngst zugesichert, mit der pakistanischen Seite den Zeitraum für die Überprüfungen durch die Bundesregierung bis zum Jahresende verlängert zu haben und damit mehr Schutz für wartende Afghanen in Aussicht gestellt.
Am Montag landete ein Flieger mit Afghanen mit Aufnahmezusage in Deutschland. Bei den 47 afghanischen Staatsangehörigen handelte es sich laut Bundesinnenministerium ausschließlich um Personen, die über Gerichtsverfahren die Vergabe von Visa erwirkt hätten. (dpa)
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