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Hinweis auf Maskenpflicht an der Hamburger Binnenalster (Archivbild)

© Imago/Chris Emil Janßen

Trotz der Gefahr durch die Delta-Variante: Noch ein Lockdown kann nicht die Antwort der Regierenden sein

Die Corona-Inzidenzen sinken beständig. Aber die Delta-Variante macht Sorgen. Gegen die jedoch sollte es andere Möglichkeiten geben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Ja, die Delta-Variante des Coronavirus ist gefährlich. Sie ist tödlich. Wir müssen Vorsorge treffen. Aber zugleich ist es so, wie CSU-Generalsekretär Markus Blume im Tagesspiegel sagt: Nach anderthalb Jahren in der Corona-Pandemie kann ein Lockdown nicht die einzige Antwort der Verantwortlichen sein.

Zumal bereits weidlich über die grassierende Unzufriedenheit der Bevölkerung berichtet wird. Neben allen anderen Verläufen sollte auch der klugerweise einmal modelliert werden; denn die Bereitschaft der Menschen, sich einzuschränken, muss wieder neu begründet werden. Dringend.

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Einmal, da gerade die Inzidenzen beständig sinken. Hier muss eine Kluft in den unterschiedlichen Wahrnehmungen überbrückt werden. Zum Zweiten, weil im September große Wahlen bevorstehen, die Auskunft darüber geben, wie es um die Glaubwürdigkeit der Handelnden bestellt ist. Da haben sie einiges nachzuholen.

Nehmen wir nur den Bundesrechnungshof, eine renommierte Institution. Er hat dazu ein Übriges zur Herausforderung getan, als er die angegebene Zahl der Intensivbetten kritisch betrachtete. Was in jedem Fall bleibt, ist eine bis dato nicht gekannte Einschränkung der Freiheitsrechte von Regierungsseite. Die Debatte darüber wird auch noch weitergeführt werden (müssen), politisch und vor höchsten Gerichten.

Die Lockdown-Strategie braucht aber ein sicheres Fundament, um dauerhaft akzeptiert zu werden. Wenn doch Nachbarländer in Europa ganz oder teilweise auf Lockdowns verzichtet haben, Schulen geöffnet ließen, wie die Schweiz und Frankreich, und inzwischen ähnliche Pandemieverläufe erleben.

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Delta-Variante kann eine Messabweichung begründen

In Deutschland hat die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) die Wirksamkeit von Lockdowns kritisch behandelt. Das kommt aus Bayern wohlgemerkt, wo die CSU regiert, angeführt von Markus Söder, der lange alle härteren Maßnahmen befürwortet hat. Und wo sich nun Söders Generalsekretär Blume gegen einen „Lockdown-Automatismus im Herbst“ stellt, wie er im Tagesspiegel sagt.

Ja, die Delta-Variante ist gefährlich. Aber wie erklärt Blume: „Dank umfassendem Impfschutz und massenhafter Testkapazitäten sollten uns dann andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen.“

Gesellschaftlich, wissenschaftlich, wirtschaftlich, rechtsstaatlich, politisch, kurz: ganzheitlich - so muss der Ansatz der Suche danach sein. Der Sommer der Niedrig-Inzidenz bietet Zeit und Gelegenheit dazu. Delta ist nicht nur in der Technik ein Begriff, zum Beispiel für eine Messabweichung. Er kann auch in der Politik eine begründen.

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