zum Hauptinhalt

Politik: Türkische Regierung begrüßt deutsches Kopftuch-Urteil Ankara wertet Entscheidung als Signal gegen Islamisten

Istanbul. Die Regierungskoalition in der Türkei sieht sich durch das Kopftuch-Urteil des Berliner Bundesverwaltungsgerichts bestätigt.

Istanbul. Die Regierungskoalition in der Türkei sieht sich durch das Kopftuch-Urteil des Berliner Bundesverwaltungsgerichts bestätigt. Das Urteil liege ganz auf der Linie des laizistischen staatlichen Bildungssystems in der Türkei, sagte der Außenpolitiker Suat Caglayan. Caglayan, Vizechef des Auswärtigen Ausschusses im türkischen Parlament, warf der Bundesrepublik vor, mit ihrer bisherigen toleranten Haltung beim Thema Kopftuch ein „schlechtes Beispiel“ gegeben und Islamisten bestärkt zu haben. Der türkische Staat sieht das Kopftuch als Symbol der Islamisten und hat es aus allen öffentlichen Gebäuden verbannt. In staatlichen türkischen Schulen dürfen weder Lehrerinnen noch Schülerinnen das Kopftuch tragen.

„Der Lehrer ist ein Vorbild, er gibt seinen Schülern eine Botschaft“, sagte Caglayan, der zur Demokratischen Linkspartei von Ministerpräsident Bülent Ecevit gehört. Wenn eine Lehrerin im Unterricht ein Kopftuch trage, fordere sie damit ihre Schülerinnen auf, es ihr nachzutun. Deutschlands Nachsicht gegenüber islamistischen Bewegungen wie dem „Kalifatsstaat“ von Metin Kaplan habe der Türkei immer wieder Probleme bereitet. Das Berliner Urteil sei „sehr positiv“.

In der Türkei ist der Streit um das Kopftuch zum wichtigsten Symbol der Auseinandersetzung zwischen dem Staat und der islamistischen Bewegung geworden. Vor drei Jahren wurde eine islamistische Parlamentsabgeordnete aus der Volksvertretung geworfen und sogar ausgebürgert, weil sie zu ihrer Vereidigung mit Kopftuch im Plenum erschienen war. Vor den Universitäten des Landes gibt es immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Studentinnen, die mit Kopftuch in die Uni wollen. Die Behörden reagieren allergisch auf das Kopftuch, weil es nach ihrer Ansicht die Unterdrückung der Frau in einer islamischen Gesellschaftsordnung symbolisiert. Gegner des Kopftuchverbots argumentieren mit dem Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Thomas Seibert

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false