
© Foto: Uncredited/Ukrainian Security service Press Office via AP/dpa
Ukraine-Invasion Tag 211: Wurde der Zeitpunkt für den Gefangenenaustausch bewusst gewählt?
Briten sehen Russlands elementare Kriegsziele in Gefahr, UN-Kommission stellt verschiedene russische Kriegsverbrechen in Ukraine fest, Scheinreferenden haben begonnen. Der Überblick am Abend.
Stand:
Zeitgleich mit der Anordnung der Teil-Mobilisierung durch Präsident Wladimir Putin hatte es zwischen Russland und der Ukraine einen großen Gefangenenaustausch gegeben. 55 russische Militärs gegen 205 Ukrainer und zehn Menschen anderer Nationalitäten. Freigekommen waren auf Seiten Kiews etwa die Asovstal-Verteidiger – und auf russischer Seite ein enger Vertrauter von Wladimir Putin. Der Zeitpunkt für den Austausch könnte nicht ohne Grund gewählt worden sein.
Wie der US-Thinktank Institute fot the Study of War (ISW) in seinem täglichen Lagebericht schreibt (Quelle hier), könnte der Kreml so versucht haben, den Austausch herunterzuspielen, denn bei russischen Nationalisten und Militärbloggern sei so etwas äußerst unpopulär.
So hätten auch rechte russische Milblogger den Austausch kritisiert und gefragt, ob Moskau die propagierte angebliche „Entnazifizierung“ der Ukraine aufgegeben habe. Hintergrund ist vor allem die Freilassung der Asow-Kämpfer, welche Kreml-Propagandisten als ukrainische Nazis beschuldigt hatten.
Der Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow etwa bezeichnete den Austausch als „unverständlich“. Er deutete dabei laut ISW an, dass tschetschenische Streitkräfte die Asow-Gefangenen gefoltert hätten und die Russen sie lieber töten als gefangennehmen sollten, wenn sie später an die Ukraine zurückgegeben würden.
Die Ukraine hatte nach dem Gefangenenaustausch mitgeteilt, dass viele der nun freigelassenen Ukrainer Folterspuren aufwiesen. Alle eingetauschten Gefangenen benötigten auch psychologische Behandlung.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Die ukrainische Armee setzt nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten die russischen Besatzer inzwischen in Gebieten unter Druck, die Moskau für seine Kriegsziele als entscheidend ansieht. So bröckle bereits die Verteidigungslinie, auf die sie sich nach jüngsten Gebietsverlusten im Nordosten zurückgezogen hatten. Mehr dazu hier.
- Nach der Teil-Mobilisierung steigt die Zahl derer, die sich aus Russland absetzen wollen. Ganz einfach ist das aber nicht – für viele bleibt oft nur noch der Landweg. Mehr dazu erfahren Sie hier.
- In den von Moskau besetzten Gebieten haben die Scheinreferenden über einen Beitritt der Regionen zur Russischen Föderation begonnen. Von einem historischen Tag sprach der Separatistenchef Denis Puschilin in der von Russland anerkannten „Volksrepublik Donezk“. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Russen in seiner täglichen Videobotschaft dazu aufgerufen, gegen die Mobilisierung zu protestieren und sich der Einberufung zu entziehen.„Protestiert! Kämpft! Lauft weg!“, sagt er. Mehr dazu hier.
- Italiens früherer Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat kurz vor der Parlamentswahl mit einer Aussage über Wladimir Putin für Aufsehen gesorgt. Der 85-Jährige behauptete in einem TV-Interview, der Kremlchef sei zum Einmarsch in die Ukraine gedrängt worden. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Eine UN-Untersuchungskommission hat eigenen Angaben zufolge verschiedene russische Kriegsverbrechen in der Ukraine festgestellt. Die Experten haben unter anderem sexuelle und geschlechtsbezogene Gewalttaten mancher russischer Soldaten dokumentiert, wie der Kommissionsvorsitzende Erik Møse erklärte. Mehr in unserem Newsblog.
- Die Bundesregierung zeigt sich offen für die Aufnahme von Russen, die nach der Teilmobilmachung das Land verlassen wollen. Dass sich viele Russen nicht an dem Krieg gegen die Ukraine beteiligen wollten, sei ein gutes Zeichen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin.
- Beschäftige in einigen Sektoren werden nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums keine Einberufungsbescheide erhalten. Dazu gehörten unter anderem IT-Spezialisten, Banker sowie Journalisten, die für staatliche Medien arbeiten, teilt das Verteidigungsministerium mit.
- Nach der Teilmobilmachung hat der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil die Bedeutung der Abstimmung Deutschlands mit seinen Partnern hervorgehoben. „Wir werden weiter konsequent die Ukraine unterstützen. Gleichzeitig ist klar, es gilt, einen Dritten Weltkrieg zu verhindern“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
- Außenministerin Annalena Baerbock hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgefordert, den Angriffskrieg gegen die Ukraine zu stoppen. „Dies ist ein Krieg, den Sie nicht gewinnen werden“, sagte die Grünen-Politikerin in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York zur Lage in der Ukraine.
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