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Die von Boeing hergestellte Anti-Schiffs-Rakete Harpoon hat eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern.

© REUTERS

Um Hafen-Blockaden zu brechen: USA wollen offenbar Anti-Schiffs-Raketen an Ukraine liefern

Einem Regierungsinsider zufolge soll die Ukraine mit US-Raketen die Hafen-Blockaden im Schwarzen Meer brechen. Zwei Raketen-Typen kommen in Frage.

Die USA wollen Insidern zufolge der Ukraine fortgeschrittene Anti-Schiffs-Raketen zukommen lassen, damit sie die russische Blockade ihrer Häfen am Schwarzen Meer brechen kann. Gegenwärtig sind dafür zwei Raketen-Typen in der Diskussion, wie die Nachrichtenagentur Reuters von drei US-Regierungsvertretern und zwei Kongress-Mitarbeitern erfuhr, die namentlich nicht genannt werden wollten.

Dies seien die von Boeing hergestellte Harpoon mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern sowie die Naval Strike Missile (NSM) von Kongsberg und Raytheon Technologies mit 250 Kilometern.

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Dem Marine-Experten Bryan Clark vom Hudson Institute zufolge wären zwölf bis 24 derartige Raketen ausreichend, um die russischen Kriegsschiffe zu bedrohen und die Regierung in Moskau zu einem Ende der Blockade zu bewegen. Diese beeinträchtigt etwa ukrainische Getreidelieferungen für den Weltmarkt.

Russland hat nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums etwa 20 Kriegsschiffe - einschließlich U-Boote - in der Gefechtszone im Einsatz. Die russische Marine hat im Ukraine-Krieg bereits nennenswerte Verluste erlitten, insbesondere den Untergang des Kreuzers "Moskwa", des Flaggschiffes der Schwarzmeer-Flotte.

Clark zufolge könnten die größeren russischen Schiffe in Gefahr sein, sollte die Ukraine fortgeschrittene Waffen erhalten und Präsident Wladimir Putin trotzdem an der Blockade festhalten: "Sie können sich im Schwarzen Meer nirgendwo verstecken."

Durch die Blockade der Häfen im Schwarzen Meer können Millionen Tonnen Getreide nicht ausgeführt werden. Es droht eine humanitäre Katastrophe in ärmeren Ländern in Asien und Nordafrika. Aber auch in der EU sind die Folgen bereits durch höhere Lebensmittelpreise spürbar. Die deutsche Bundesregierung hatte Russland vorgeworfen, die Blockade von Getreideexporten als Kriegswaffe einzusetzen.

[Lesen Sie dazu bei Tagesspiegel Plus: Was aus Putins Blockade im Schwarzen Meer folgt (T+)]

Im März war während des Nato-Gipfels in Brüssel aus US-Kreisen bekanntgeworden, dass über die Lieferungen von Anti-Schiffs-Raketen an die Ukraine beraten werde. Man habe "begonnen, daran zu arbeiten", hieß es damals. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bat das Nato-Mitglied Portugal im April um eine Lieferung von Harpoons. Auch die Bundeswehr verfügt über das Waffensystem.

Insider: Niemand will der Erste sein

Den Insidern zufolge gibt es inzwischen zwar eine Reihe von Staaten, die grundsätzlich zur Entsendung derartiger Raketen an die Ukraine bereit wären. Allerdings wolle niemand dies als Erster tun aus Furcht vor der russischen Reaktion, sollte ein Kriegsschiff durch eine Rakete aus den Beständen dieses Landes versenkt werden.

Einer der Regierungsvertreter sagte Reuters, es gebe nun ein "gut ausgestattetes" Land, das möglicherweise bereit sei, als erstes zu liefern. Dann könnten andere Staaten folgen. Der britische Premierminister Boris Johnson hatte Anfang Mai angekündigt, sein Land wolle der Ukraine Anti-Schiffsraketen vom Typ Brimstone liefern.

Früheren Angaben aus den USA zufolge gibt es mehrere Hindernisse und Bedenken bezüglich der Übergabe von mächtigeren Waffen mit einer größeren Reichweite an die Ukraine. Dazu gehören lange Ausbildungszeiten, Schwierigkeiten bei der Wartung der Systeme sowie die Sorge, dass die russischen Streitkräfte deren habhaft werden könnten. Zudem wird eine Eskalation des Konflikts befürchtet. Dazu kommen technische Schwierigkeiten, da etwa die Harpoon eigentlich nicht für den Abschuss von Land vorgesehen ist. (Reuters, Tsp, dpa)

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