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Der Eingang zum Haus in Hamburg-Mümmelmannsberg, in dem Yaya bei ihren Eltern lebte.

© dpa

Dreijährige offenbar von Eltern zu Tode geprügelt: Und wieder haben Hamburgs Jugendämter versagt

Der Notarzt konnte nicht mehr helfen. Yaya aus Hamburg starb an inneren Blutungen, sie wurde offenbar von ihren Eltern schwer misshandelt. Und wieder werden schwere Vorwürfe gegen die Jugendämter der Stadt laut, denn die Familie stand seit langem unter Beobachtung.

Wieder ist in Hamburg ein Kind mutmaßlich von den eigenen Eltern so schwer misshandelt worden, dass es an seinen Verletzungen gestorben ist. Die dreijährige Yaya verblutete innerlich in der elterlichen Wohnung, und abermals wird zu prüfen sein, ob Behörden versagt haben, denn das Kind stand seit Geburt unter deren Aufsicht. Yagmur Y. (Yaya) lebte in einer Mietswohnung im Stadtteil Mümmelmannsberg. In den frühen Morgenstunden des vergangenen Mittwoch rief die 26-jährige Mutter des Kindes einen Notarzt, der Yaya jedoch nicht mehr helfen konnte. Das Mädchen hatte am ganzen Körper und im Gesicht blaue Flecken. Der Behauptung der Mutter, es sei in der Wohnung gestürzt, schenken Polizei und Staatsanwaltschaft keinen Glauben.

Vater posiert bei Facebook mit einem Gewehr im Anschlag

Bei der Obduktion des Leichnams wurde ein Leberriss festgestellt. Gegen den 25-jährigen Vater wurde ebenso Haftbefehl erlassen wie gegen die Mutter. Diese hat ihren Ehemann im Verhör offenbar schwer belastet. Auch sie soll von ihrem Mann, der wegen Betrugs, Diebstahls, Drogenmissbrauchs und Körperverletzung polizeibekannt ist und bei Facebook mit einem Gewehr im Anschlag posiert, häufiger verprügelt worden sein.

Diverse Jugendämter hatten seit Yayas Geburt mit der Akte der Familie zu tun, ebenso das Familiengericht St. Georg. Die Staatsanwaltschaft hat gegen das zuletzt zuständige Jugendamt ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet. Weil die Eltern sich bei Geburt überfordert fühlten und auf Wohnungssuche waren, kam Yaya schon als Säugling zu Pflegeeltern. Sorge-, Umgangs- und Besuchsrecht wurden aber nicht eingeschränkt.

Anfang 2013 kam Yaya mit Schädelverletzungen in eine Klinik - angeklagt wurde niemand

Anfang 2013 musste das Mädchen mit extremen Schädelverletzungen in eine Klinik. Darauf folgten Ermittlungen wegen Körperverletzung. Die leiblichen Eltern gerieten in Verdacht, beschuldigten aber die Pflegemutter. Angeklagt wurde aus Mangel an Beweisen niemand. Noch bevor die Ermittlungen endeten, kam das Kind zurück zu den Eltern. Da lag bereits ein Antrag des Jugendamtes auf Entzug des Sorgerechtes vor. Laut Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) gab es mehrere Hausbesuche, bei denen aber keine Auffälligkeiten festgestellt worden seien.

Zu viel ist in den vergangenen Jahren in Hamburg passiert

Er wird nun womöglich die Verantwortung für das Versagen der Behörden übernehmen müssen, wie schon sein Vorgänger und Parteigenosse Markus Schreiber, der nach Versäumnissen im Todesfall der mit elf Jahren an einer Methadonvergiftung gestorbenen Chantal im Februar 2012 seinen Rücktritt erklärte. Zum Fall Chantal hatte die Bürgerschaft erst im Herbst einen Sonderausschuss beendet, der vornehmlich dazu dienen sollte, die Kontrollmechanismen der Jugendhilfe zu verbessern, denn zu viel war in den vergangenen Jahren in Hamburg passiert. 2005 verhungerte die siebenjährige Jessica in Jenfeld. Vier Jahre später starb die neun Monate alte Lara Mia völlig unterernährt in Wilhelmsburg; Chantal war im Januar 2012 das nächste Opfer – alles Kinder aktenkundiger Familien. Und eine Verbesserung ist nicht zu erkennen: Nach dem gerade vorgestellten Kinderschutzbericht 2012 haben Kindeswohlgefährdungen in der Hansestadt innerhalb eines Jahres um knapp 20 Prozent auf rund 10.811 Fälle zugenommen.

Am Montag traf sich der Jugendausschuss zu einer Sondersitzung wegen des Todes von Yaya. Die CDU fordert eine lückenlose Aufklärung, will alle von staatlichen Stellen getroffenen Entscheidungen „bis in den letzten Winkel durchleuchten“.

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