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Politik: Unterschriften für NPD-Verbot gestohlen – von Neonazis?

Eslarn - In der 3100-Einwohner-Gemeinde Eslarn in der Oberpfalz gibt es seit Tagen nur noch ein Gesprächsthema: Unbekannte, vermutlich Neonazis, haben dort in der Kirche ausliegende Unterschriftenlisten gestohlen, mit denen die Wiederaufnahme eines NPD-Verbotsverfahrens erreicht werden soll. Wie erst jetzt bekannt wurde, fuhr am 25.

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Eslarn - In der 3100-Einwohner-Gemeinde Eslarn in der Oberpfalz gibt es seit Tagen nur noch ein Gesprächsthema: Unbekannte, vermutlich Neonazis, haben dort in der Kirche ausliegende Unterschriftenlisten gestohlen, mit denen die Wiederaufnahme eines NPD-Verbotsverfahrens erreicht werden soll.

Wie erst jetzt bekannt wurde, fuhr am 25. Februar vor der Sonntagsmesse ein Nürnberger Pkw vor der katholischen Kirche in Eslarn vor. Drei kahl geschorene Männer mit Ledermänteln seien ausgestiegen und hätten die drei Seiten Unterschriften aus der katholischem Kirche entwendet. Die Polizei hat noch keine heiße Spur zu den Dieben.

Die Bewohner des nahe der tschechischen Grenze gelegenen Ortes leben seitdem in Angst, denn neben den Namen der Unterzeichner kann man den Listen auch ihre kompletten Adressen entnehmen. Sie fürchten mögliche Bedrohungen durch Neonazis. Wie die Zeitung „Der Neue Tag“ recherchiert hat, fand am selben Sonntag in Eslarn eine Sitzung des bayerischen NPD-Landesvorstandes statt. Die NPD wollte schon im Vorjahr dort ein Areal für ein Sommerfest anmieten. Dies wurde den Rechtsextremisten jedoch verwehrt. Nun mutmaßt man in Eslarn, dass es sich bei der dreisten Aktion um einen Racheakt gehandelt habe.

Die Ängste der Bürger, die eine Unterschrift geleistet haben, sind so abwegig nicht. Vor einigen Jahren hatte die seit Januar 2004 vom bayerischen Innenministerium verbotene neonazistische Kameradschaft „Fränkische Aktionsfront“ (FAF), die in der Region um Nürnberg wirkte, bereits einmal Adressen von antifaschistisch aktiven Personen ins Internet gestellt. Aus der damaligen FAF sind inzwischen viele Kräfte ins NPD-Lager gewechselt. Landesvorstandsmitglied Martin Fischer etwa ist ehemaliger FAF- Kader. Am 10. Februar war er zusammen mit Parteichef Udo Voigt in Budapest bei einem großen internationalen Neonazitreffen.

Dieter Hanisch

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