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Streit im Weißen Haus: US-Präsident Trump attackiert CNN-Reporter Jim Acosta

© Reuters/Jonathan Ernst

Donald Trump kontra Jim Acosta: US-Präsident bestraft CNN-Reporter - und die USA sind gespalten

Das Weiße Haus entzieht CNN-Reporter Acosta die Akkreditierung. Eine Einschränkung der Pressefreiheit oder die Folge von Fehlverhalten? Amerika diskutiert.

Das Weiße Haus hat dem CNN-Reporter Jim Acosta den Zugangspass zur Regierungszentrale der USA nach einer hitzigen Kontroverse zwischen Präsident Donald Trump und ihm bei der Pressekonferenz zum Ausgang der US-Wahl am Mittwoch entzogen. Die Reaktionen in den USA sind gespalten. Für die einen ist die Entscheidung ein Beleg für Einschränkungen der Pressefreiheit unter Trump. Für die enderen die überfällige Konsequenz aus dem Verhalten Acostas. Er habe die Regeln für den Umgang der Medien mit dem Präsidenten mehrfach ignoriert und die Würde des Amtes beschädigt.

"Das reicht jetzt. Geben Sie das Mikrofon zurück"

Acosta nutzt Trumps Begegnungen mit den Medien regelmäßig dazu, nicht nur eine Frage zu stellen, sondern den Präsidenten in Wortwechsel zu verwickeln. Als Trump ihm am Mittwoch das Wort erteilte, stellte Acosta ihn wegen seiner Aussagen zum Migrantentreck aus Honduras zur US-Grenze zur Rede. Nach kurzem Hin und Her unterbrach Trump ihn barsch: „Das reicht jetzt. Geben Sie das Mikrofon zurück.“

Acosta weigerte sich und redete weiter. Als eine Mitarbeiterin des Weißen Hauses ihm das Mikrofon aus der Hand nehmen wollte, hielt Acosta es fest. Es kam zu einem kurzen Zusammenstoß, bis er losließ. Der Präsident kritisierte dieses Verhalten. „Sie sind eine unverschämte, fürchterliche Person. CNN sollte beschämt sein, dass jemand wie Sie für den Sender arbeitet.“

Trumps Sprecherin Sarah Huckabee nennt die Handgreiflichkeit als Begründung für die Suspendierung des „White House Hard Pass“, der jederzeit zum Zugang zum Weißen Haus ohne vorherige Anmeldung und ohne Eskorte berechtigt. „Wir sind für die Pressefreiheit, aber wir tolerieren nicht, dass jemand Hand an eine junge Frau anlegt.“ Acosta nannte diesen Vorwurf „eine Lüge“. Er beteuerte: „Ich habe sie nicht angefasst.“

Wow! Trump der Frauenrechtler. Interessant!

schreibt NutzerIn Aldermann

Medien links der Mitte wie die „Washington Post“ und die „New York Times“ folgen in ihren Berichten dem Narrativ, das Weiße Haus bestrafe einen Kritiker und schränke die Pressefreiheit ein. Medien rechts der Mitte wie „Fox News“ und der „Washington Examiner“ heben das respektlose Verhalten Acostas hervor.

Acosta hat nicht nur Freunde im Kollegenkreis

Die White House Correspondents' Association, das Selbstverwaltungsorgan des Pressecorps, fordert, Acosta müsse den Zugangspass zurückerhalten; die Suspendierung sei „unverhältnismäßig“. Das reale Beziehungsgeflecht zwischen Trump, Acosta, dessen Medienkollegen und der Öffentlichkeit ist weit komplexer.

Im White House Press Corps hat Acosta nicht nur Freunde, auch wenn die Organisation ihn jetzt verteidigt. Manche bewundern seine Chuzpe. Weit mehr ärgern sich, dass er nicht wie ein Journalist auftrete, sondern sich zum Gegenspieler des Präsidenten stilisiere, womit er seinen Marktwert steigere. Seine Selbstdarstellung gehe auf Kosten der Kollegen, weil bei den Pressekonferenzen weniger Zeit für inhaltliche Fragen bleibe. Andere meinen, er handele im Auftrag der CNN-Führung. Der Sender hatte Marktanteile verloren und sah in der Positionierung als markantes Anti-Trump-Medium eine Chance.

Trump spielte eine Zeitlang gerne mit. Acosta wirkte wie der wandelnde Beleg für seine These, dass „die Medien“ nicht fair mit ihm umgehen und „Feindes des Volkes“ seien. Auf Wahlveranstaltungen muss er nur den Namen „CNN“ nennen, und die Menge antwortet mit einem kollektiven „Buuuuh!“. Auch US-Bürger, die keine Anhänger von Trump sind, bewerten das Auftreten Acostas gegenüber dem gewählten Staatsoberhaupt als unangemessen, das kann man auf Reisen durch das Land oft hören. Progressive loben Acosta hingegen. Sein Stil findet Nachahmer unter Journalisten. Der Umgang zwischen Trump und den Medien wird nach dem Eklat wohl noch feindseliger.

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