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Der in Nordkorea festgenommene US-Student Otto Warmbier verbeugt sich während einer Pressekonferenz in Pjöngjang, auf der er "schwere Verbrechen" zugegeben haben soll.

© Reuters

Nordkorea: US-Student gesteht "schwere Verbrechen"

Ein in Nordkorea festgenommener US-Student hat sich auf einem Video offenbar "schwerer Verbrechen" gegen das sozialistische Land beschuldigt. Der Tourist soll zugegeben haben, in einem Hotel ein politisches Banner entwendet zu haben.

Ein wegen "feindlicher Aktivitäten" in Nordkorea festgenommener US-Student hat sich nach dortigen staatlichen Angaben zum Diebstahl von Propagandamaterial bekannt. Die amtliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete am Montag, der 21-jährige Otto Frederick Warmbier habe in einem "Interview" mit in- und ausländischen Journalisten den Plan eingeräumt, eine politische Losung außer Landes zu schaffen. Dies sei auf Geheiß einer methodistischen Kirche in den USA geschehen.

Den KCNA-Angaben zufolge gab Warmbier zu, die politische Botschaft aus einem Mitarbeiterbereich seines Hotels in Pjöngjang entwendet zu haben. Demnach hatte ihn die Mutter eines Freunds, eine Methodistin, um "eine Trophäe" gebeten. Sie habe ihm ein Auto im Wert von 10.000 Dollar (gut 9000 Euro) oder für den Fall seiner Festnahme 200.000 Dollar für seine Familie versprochen. In einem vom US-Fernsehsender CNN verbreiteten Video sprach Warmbier vom "schlimmsten Fehler meines Lebens". Er habe "schwere Verbrechen" gegen das sozialistische Land begangen.

Otto Warmbier war Anfang Januar festgenommen worden. Er war mit einer Reisegruppe von "Young Pioneer Tours" eingereist. Die in China sitzenden Reiseagentur bietet regelmäßig Reisen nach Nordkorea an. Nach Angaben der Agentur ist Otto Warmbier unter bisher 7000 Kunden der erste, der von Nordkorea festgenommen wurde.

Nach Angaben der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA habe der junge Mann von der Universität von Virginia die "Fundamente der Einheit" des Landes erschüttern wollen. Dabei habe der Student "unter der Anleitung der US-Regierung" gehandelt. In Nordkorea wurden in den vergangenen Jahren wiederholt Ausländer festgenommen, zu langjährigen Haftstrafen verurteilt und dann nach Gegenleistungen ausländischer Regierungen freigelassen. Häufig versucht Pjöngjang, die Gefangenen als Faustpfand in Verhandlungen einzusetzen.

Da Warmbier Verfehlungen im Dienst der US-Regierung angelastet werden, könnte ihm wegen Spionage der Prozess gemacht werden. Im Dezember war ein 60-jähriger kanadischer Priester in Nordkorea wegen Vorwürfen der Aufwiegelung zu lebenslanger Haft mit Zwangsarbeit verurteilt worden.

Wenn gegen Ausländer unter dem Vorwurf "feindlicher Aktivitäten" ein Prozess eröffnet wird, versucht Pjöngjang, die Beschuldigten zu öffentlichen Geständnissen zu bewegen. Sie können dafür auf eine mildere Strafe oder eine vorzeitige Entlassung hoffen.

Im November 2014 war der aus Südkorea stammende US-Bürger Kenneth Bae freigekommen, der im April 2013 zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden war. Bevor Bae und sein Landsmann Matthew Miller freikamen, war US-Geheimdienstkoordinator James Clapper nach Nordkorea gereist. (AFP/dpa)

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