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Linke in Hessen: Verlorene Genossen

Oscar Lafontaine kämpft in Hessen auch gegen die SPD. Der Wahlkampf ist kein einfacher für die Linke. Die Wahl am Sonntag könnte zu einer echten Zitterpartie werden.

Auch den treuen SPD-Anhängern im Publikum bläut Oskar Lafontaine die Botschaft ein: "Wenn die Linke nicht mehr im hessischen Landtag vertreten ist, werden die brutalstmöglichen Sozialabbau machen", ruft der Linken-Chef den Menschen zu, die in die Stadthalle von Rüsselsheim gekommen sind. "Nur vor einer starken Linken haben sie Angst." Die - das sind nicht nur CDU-Ministerpräsident Roland Koch und Bundeskanzlerin Angela Merkel, sondern auch die Sozialdemokraten in Hessen und Berlin, und überhaupt "der ganze neoliberale Block".

Es ist kein einfacher Wahlkampf für die Linke. Ein Jahr nach dem knappen Einzug in den hessischen Landtag mit 5,1 Prozent drohen die Wahlen am Sonntag erneut zur Zitterpartie zu werden. In den Umfragen konnte die Partei bislang weder vom Niedergang der SPD noch von der Finanzkrise profitieren. Dass SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel dafür kämpfen will, die Konkurrenz von links wieder aus dem Landtag zu drängen, findet Lafontaine "unanständig".

Für die Linke geht um viel: den Auftakt in ein Wahljahr, in dem die Linke nicht nur bei den Bundestagswahlen zweistellig abschneiden, sondern auch an der Saar und in Thüringen den Ministerpräsidenten stellen will. Doch ausgerechnet in der heißen Wahlkampfphase sorgen mehrere Dutzend Parteiaustritte in Hessen, verbunden mit heftigen Vorwürfen gegen die Parteispitze, für Unruhe.

Für Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi sind die Austritte kein Grund zur Aufregung: "Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Na und?", sagt er. Auch Hessens Linken-Chef Ulrich Wilken tröstet sich damit, dass dies der "ganz normale Häutungsprozess einer neuen Partei" sei. Die inhaltlichen Positionen der Linken würden klarer, da wollten einige nicht mehr mitgehen. Doch unter dem Strich habe die Linke wie keine andere Partei zugelegt. So sei die Zahl der Mitglieder 2008 um mehr als 700 auf gut 2600 gestiegen. Linken-Spitzenkandidat Willi van Ooyen stellt nüchtern fest: "Jeder SPD-Ortsverein wäre froh, wenn er nur 45 Mitglieder verloren hätte."

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