Politik: Verwirrung um Anschlagsplan auf Putin Geheimdienste nehmen Verdächtige fest
Moskau - Die Stimme des Nachrichtensprechers beim staatsnahen Ersten TV-Kanal hat vor Entrüstung gebebt, als er den Zuschauern am Montagmorgen die „Sensation“ ankündigte: Russische und ukrainische Geheimdienste hätten einen Anschlag auf Premier Wladimir Putin verhindert, der sich bei den Präsidentenwahlen am Sonntag erneut für das höchste Staatsamt bewirbt. Auftraggeber soll der Führer der tschetschenischen Separatisten, Doku Umarow, sein.
Moskau - Die Stimme des Nachrichtensprechers beim staatsnahen Ersten TV-Kanal hat vor Entrüstung gebebt, als er den Zuschauern am Montagmorgen die „Sensation“ ankündigte: Russische und ukrainische Geheimdienste hätten einen Anschlag auf Premier Wladimir Putin verhindert, der sich bei den Präsidentenwahlen am Sonntag erneut für das höchste Staatsamt bewirbt. Auftraggeber soll der Führer der tschetschenischen Separatisten, Doku Umarow, sein. Dieser hatte für zahlreiche Terroranschläge, die in Russland in den vergangenen Jahren verübt wurden, die Verantwortung übernommen.
Wie der Sender berichtete, hatte der ukrainische Geheimdienst die Kollegen in Moskau bereits am 6. Januar über die Attentatspläne informiert. Kurz zuvor war es in einem Wohnhaus in der ukrainischen Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer zu einem Brand gekommen, ausgelöst durch eine Explosion beim Versuch, einen Sprengsatz zu basteln. Einer der Überlebenden wurde Anfang Februar unter Terrorverdacht festgenommen und verriet dann zwei seiner Komplizen. Bei Vernehmungen gaben die drei zu Protokoll, sie hätten zunächst in Odessa den Bau von Sprengsätzen trainiert, um dann in Moskau Anschläge auf Wirtschaftsobjekte verüben zu können. Gleich nach den Präsidentenwahlen sollte dann das Attentat auf Putin ausgeführt.
Kritische Beobachter äußern sich skeptisch. Stutzig macht sie unter anderem, dass der staatsnahe russische TV-Sender an einen Mittschnitt der Vernehmungen aus der Ukraine gekommen ist. Dass derart brisantes Material zuerst nicht dem eignen Fernsehen, sondern einem ausländischen Sender zugespielt wird, ist in der Tat unüblich. Hinzu kommt, dass sich die Behörden auch Stunden nach der Meldung nicht zu den Vorfällen äußern wollten. Putins Pressesprecher Dmitri Peskow bestätigte den Fakt als solchen zwar inzwischen. Zu einem Kommentar indes mochte er sich „vorerst“ nicht aufraffen. Auch der ukrainische Geheimdienst war bisher nur zu einer allgemeinen Bestätigung bereit.
Nach Meinung des kremlkritischen Politikwissenschaftlers Dmitri Oreschkin sind die angeblichen Attentatspläne nur ein Wahlkampftrick. Geheimdienstler spielten in Putins Umgebung nach wie vor die entscheidende Rolle, sagte er Radio „Echo Moskwy“. Diese würden mit Absicht ein Bedrohungsszenario entwerfen. Die Empörung über ein geplantes Attentat auf den Regierungschef solle die Zustimmungsraten für Wladimir Putin weiter in die Höhe treiben und auch notorische Nichtwähler zum Urnengang veranlassen. Elke Windisch