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Politik: Verwirrung um BND-Einsatz im Irak

Halfen deutsche Agenten den USA beim Ausspähen von Bombenzielen?

Berlin - Zwei Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) sollen den Amerikanern während des Irakkriegs im Jahr 2003 beim Ausspähen von Bombenzielen assistiert haben. Dies melden heute das NDR-Magazin „Panorama“ und die „Süddeutsche Zeitung“. Gegenüber dem Tagesspiegel bestritten deutsche Sicherheitskreise diesen Vorwurf. Den Amerikanern seien keine Bombenziele genannt worden, hieß es. Offenbar hätten andere Geheimdienste diesen Verdacht gezielt vor der USA-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gestreut. Allerdings werde das parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages in der nächsten Woche über die Tätigkeit der BND-Agenten informiert, erfuhr der Tagesspiegel aus einer anderen Quelle.

Während des Krieges seien zwei BND- Agenten in der irakischen Hauptstadt geblieben und hätten dort dem amerikanischen Militärgeheimdienst Defense Intelligence Agency (DIA) geholfen, berichtet „Panorama“ heute abend. Mindestens ein BND-Agent sei für seine Arbeit mit einem amerikanischen Militärorden ausgezeichnet worden. Der BND habe die Anwesenheit von zwei Agenten bestätigt, berichtete das TV-Magazin. Es habe sich um eine Operation im Rahmen des gesetzlichen Auftrags gehandelt. Der Geheimdienst bestritt auch in der Sendung, bei der Auswahl der Bombenziele geholfen zu haben: „Zielunterlagen oder Koordinaten für Bombenziele sind nicht zur Verfügung gestellt worden.“ Man habe nur Informationen geliefert, die dazu gedient hätten, zivile Einrichtungen vor Bombardierungen zu schützen.

Ein Ex-Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums schilderte dem Sender die Rolle der deutschen BND-Agenten jedoch anders: „Sie gaben uns direkte Unterstützung. Sie gaben uns Informationen für die Zielerfassung.“ So hätten die USA den irakischen Diktator Saddam Hussein am 7. April 2003 in einem Gebäude im Bagdader Stadtviertel Mansur lokalisiert. Das Indiz seien mehrere schwarze Mercedes-Limousinen gewesen. Auf DIA-Anfrage hätten die BND-Agenten dann die Örtlichkeit ausspioniert und die Anwesenheit schwarzer Mercedes-Fahrzeuge bestätigt. Kurz danach habe eine Bombe eingeschlagen und zwei Häuserblocks zerstört. Mindestens zwölf Zivilisten starben, Saddam war nicht in dem Gebäude. Der frühere Pentagonmitarbeiter berichtete, dass die Zusammenarbeit zwischen DIA und BND im Dezember 2002 vereinbart worden sei. Die BND-Agenten hätten sich für die Antikriegshaltung der Bundesregierung entschuldigt.

Laut „Süddeutsche Zeitung“ war das Kanzleramt informiert, dass es auch während des Krieges eine Kooperation zwischen DIA und BND gegeben habe. Bekannt war bisher lediglich, dass wenige BND-Mitarbeiter im Irak geblieben waren – zum Teil in Bagdad, zum Teil in den Kurdenprovinzen im Norden. Tsp

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