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Victor Ochen (rechts) mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Der junge Ugander war 2015 für den Friedensnobelpreis nominiert.

© promo

Die Wahl in Uganda: Victor Ochen kennt keinen anderen Präsidenten als Yoweri Museveni

Der Gründer einer Friedensorganisation im Norden Ugandas warnt nach den ziemlich missglückten Präsidentschaftswahlen vor Gewalt. "Es ist keine Schande, eine freie und faire Wahl zu verlieren", sagt Victor Ochen.

Drei Stunden lang hat Victor Ochen am vergangenen Donnerstag in der prallen Sonne in Abia gestanden, um seine Stimme abzugeben. Sein Heimatdorf im Norden Ugandas unweit der Stadt Lira gehörte bis 2006 zu den Schauplätzen des Terrors, den die christliche LRA-Miliz 20 Jahre lang über das Land gebracht hatte.
Ochen ist ein typischer Ugander. Mit seinen 34 Jahren kennt er keinen anderen Präsidenten als den nun zum fünften Mal wieder gewählten Yoweri Museveni. 78 Prozent der ugandischen Bevölkerung sind sogar jünger als die Regierungszeit des „alten Mannes“, wie der 71-Jährige genannt wird. Als Nordugander kann er sich gut daran erinnern, was es bedeutet, im Kriegsgebiet zu leben. Schließlich hat er selbst 20 Jahre in einem Flüchtlingscamp verbracht und sieben Jahre „von einer Mahlzeit am Tag“ gelebt, wie er bei einem Besuch bei der Kreisau-Initiative vor einigen Wochen in Berlin erzählte.
Ochen schrieb dieser Tage einen offenen Brief an die Präsidentschaftskandidaten, in dem er seine Besorgnis über die radikale Rhetorik von Museveni und seinem Gegenkandidaten Kizza Besigye zum Ausdruck brachte. „Es ist keine Schande, eine freie und faire Wahl zu verlieren“, schrieb er. „Es liegt aber auch kein Frieden darin, einen mit Gewalt und Blut erkämpften Wahlsieg einzufahren.“
Dass seine Befürchtungen nicht unbegründet sind, bewies Museveni am Sonntag in seiner Siegesrede. „Die Opposition, das sind keine Anführer, das sind nur Demagogen, die immer nur quatschen und quatschen“, spottete er. Der so angesprochene Besigye, der seit Freitag unter Hausarrest steht, bat die internationale Gemeinschaft darum, das Ergebnis dieser „betrügerischen Wahl“ nicht anzuerkennen. Besigyes Frau, Winnie Byanyima, sagte dem Tagesspiegel: „Er lebt so seit fünf Jahren.“ Er könne sein streng bewachtes Haus nicht verlassen, ohne von Polizisten verfolgt zu werden. Er dürfe nahe von Menschenansammlungen das Auto nicht verlassen. Das Haus werde seit fünf Jahren belagert. US-Außenminister John Kerry forderte erneut, die Belagerung zu beenden. Doch Museveni ließ ihn wissen, das gehe ihn nichts an.
Vor elf Jahren hat Ochen das African Youth Initiative Network (Ayinet) gegründet, eine Organisation, die um Frieden in Uganda kämpft und versucht, den Opfern des Konflikts medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Im vergangenen Jahr war Ochen für den Friedensnobelpreis nominiert, und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat ihn zum Botschafter für das Nachhaltigkeitsziel Frieden, das SDG Nummer 16, ernannt.

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