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Totenmesse für Helmut Kohl in der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale.

© John Macdougall/POOL AFP/dpa

Totenmesse für Helmut Kohl: "Viele werden ihm auf immer dankbar sein"

Das politische Berlin hat Abschied vom verstorbenen Altkanzler genommen. Die Totenmesse in der St- Hedwigs-Kathedrale stand im Zeichen der Verdienste Kohls um die Wiedervereinigung.

Auch drei Nonnen aus dem Ostberliner Ortsteil Weißensee sind gekommen, am Dienstagmorgen, zur Totenmesse für Altkanzler Helmut Kohl in der St. Hedwigs-Kathedrale. Alle drei gehören der Generation Kohl an, haben wohl wie er noch den Krieg erlebt und später die deutsche Teilung. Und genau deshalb sind sie gekommen: „Der Kohl hat für uns im Osten so viel getan, und er hat uns die Wiedervereinigung gebracht“, sagt eine von ihnen, als sie in einer Bank hinter Abgeordneten des Bundestages Platz genommen hat. Im gegenüberliegenden Halbrund des Kirchenschiffs sitzen der Bundespräsident, der Bundestagspräsident, die Kanzlerin, Minister und Ministerinnen, Partei- und Fraktionsspitzen.

Auch viele SPD-Politiker und Grüne sind der Einladung von Unionsfraktionschef Volker Kauder zu dem Requiem gefolgt – ebenso wie frühere Weggefährten, deren Beziehung zu Kohl nicht immer einfach war, Rita Süssmuth zum Beispiel. Die Linkspartei ist immerhin mit Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau vertreten.

Die Zerwürfnisse sind nur ein Randaspekt

In Berlin, der Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands, weit weg vom Kohl'schen Familiensitz im pfälzischen Oggersheim, wird das Bild des verstorbenen Altkanzlers weniger von den privaten wie politischen Zerwürfnisse bestimmt. „Helmut Kohl ist hier als Kanzler der Einheit bekannt“, sagt Erzbischof Heiner Koch. „Auch das Erzbistum Berlin, weiß, was es Kanzler Helmut Kohl zu verdanken hat, denn es war lange Zeit gespalten.“ Koch erinnert daran, wie Kohl 1996 mit Papst Johannes Paul II. durch das Brandenburger Tor schritt und der Papst damals über seine Vision eines freien Europa gesprochen habe. „Eines Europa des freien Geistes.“

Für Kohl war das wiedervereinigte Deutschland untrennbar mit Europa verbunden. Kauder sagt später, Kohl habe deutlich gemacht, was einen guten Patrioten heute ausmache: „Ein Europäer zu sein.“ Viele gute Jahre Deutschlands seien mit der Kanzlerschaft Kohls verbunden, so der Unionsfraktionschef. Dankbarkeit – „für die Zeit, die wir ihn in unseren Reihen haben durften“ – ist auch für ihn ein zentrales Thema an diesem Morgen. Eine Überhöhung des Altkanzlers liegt Kauder indes fern. Die Einigung Europas, eines Europas ohne Grenzen und Kriege, bezeichnet er bewusst als „politische Leistung einer Generation“.

Mit den Tugenden eines Försters ausgestattet

Doch Kohl war unbestreitbar einer der führenden Köpfe dieser Generation. Prälat Karl Jüsten, Leiter des katholischen Büros in Berlin, würdigte Kohl denn auch für seine politische Weitsicht und seinen Gestaltungswillen. Der Altkanzler habe die Tugenden eines guten Försters oder Landwirts verkörpert, der sät, was seine Nachfahren ernten werden. „Helmut Kohl war bodenständig im Wortsinn“, so Jüsten. Nachbarschaft und Freundschaft seien dem Gemütsmensch Kohl wichtig gewesen. „Er glaubte auch an ein Leben vor dem Tod.“ Dass dieses Leben auch geprägt war von menschlichen Schwächen, lässt keiner der Redner in der St. Hedwigs-Kathedrale unerwähnt. Wie alle anderen kommt aber auch Jüsten am Ende wieder auf etwas anderes zurück: „Wie oft hat Helmut Kohl unkompliziert geholfen, viele sind ihm dafür auf immer dankbar.“

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