
© dpa/Julian Stratenschulte
Stephan Weil übergibt an Olaf Lies: Ein Neuanfang sieht anders aus
Im Mai will Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sein Amt an Olaf Lies (SPD) übergeben. Mit Lies kommt der erwartbare Nachfolger.

Stand:
Mit Stephan Weil wird der dienstälteste und erfolgreichste SPD-Regierungschef im Mai die politische Bühne verlassen. So spröde und solide der einstige Stadtkämmerer Weil erscheint, so verliert die Spitzenpolitik ein Ausnahmetalent.
Weil hat 2013 das damals schwarz-gelb regierte Niedersachsen für die SPD zurückerobert und seither zwei weitere Landtagswahlen gewonnen.
Er trat bei aller Popularität stets bescheiden auf und widerstand der Versuchung, in die Bundespolitik zu wechseln. Mehrfach hätte Weil mit einem Fingerschnippen SPD-Vorsitzender werden können, womöglich Kanzlerkandidat und vielleicht sogar Kanzler. Er aber blieb daheim in Hannover. Das gefiel den Niedersachsen.
Wer Weil am Dienstag im Kurt-Schumacher-Haus, der traditionsreichen Parteizentrale von Niedersachsens SPD erlebte, nahm einen Menschen wahr, der ungewöhnlich offen über die physischen und politischen Belastungen seiner Arbeit in der jüngsten Zeit sprach: ier Alter und Schlafmangel, dort der politisch strapaziöse Bundestagswahlkampf und die Bedrohungen der Demokratie. Auch wenn Weil noch knapp zwei Monate regieren wird, wirkte es, so als falle allerhand Druck von ihm ab.
Mit Olaf Lies ist ein Mann für das Amt des Ministerpräsidenten nominiert, der zu Niedersachsens SPD passt: bodenständig, ein pragmatisch-behutsamer Modernisierer, ganz wie Weil, aber wohl etwas spontaner, vielleicht auch risikofreudiger. Niedersachsens SPD folgt mit dieser Staffelübergabe dem Beispiel aus Rheinland-Pfalz, wo 2024, ebenfalls deutlich vor der Landtagswahl, Malu Dreyer den Platz für Alexander Schweitzer räumte. Ob die Wähler dieses Modell goutieren, ist offen, und hängt auch vom Ansehen der künftigen Bundesregierung ab.
Olaf Lies ist neun Jahre jünger als Weil. „Generationswechsel“ (Weil) ist deshalb ein allzu großes Wort. Es übernimmt nun der Mann das Ruder, der 2012 schon SPD-Landesvorsitzender war, und damals ein Mitgliedervotum gegen Weil verlor. Niedersachsens SPD also hat sich also mehr für Tradition denn für einen Aufbruch entschieden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false