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Kardinal Rainer Maria Woelki – muss er seinen Hut, also sein Scheitelkäppchen, nehmen?

© dpa / AP/Alessandra Tarantino

Vor neuen Untersuchungen gegen den Kölner Kardinal: Woelki bekommt es mit Leo zu tun

Er hat seine Amtspflichten verletzt, hat die Unwahrheit gesagt, und das auch noch unter der Eidesformel „So wahr mir Gott helfe“. Das dürfte für Kardinal Woelki jetzt wirklich nicht ohne Folgen bleiben.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Der unselige Missbrauchsskandal ist längst nicht beendet. Jetzt haben Betroffene den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im Vatikan angezeigt.

Die Vorwürfe wiegen schwer: fehlende Einsicht, Schutz von Tätern, falsche Aussagen unter Eid. Papst Leo XIV. ist gefordert.

Ein unabhängiger, zwölfköpfiger Betroffenenbeirat begleitet als Expertengremium die Arbeit der Bischofskonferenz beim Thema sexualisierte Gewalt. Und dieser Beirat bittet Leo in aller Form, wegen schwerer Pflichtverletzungen eine kirchenrechtliche Voruntersuchung gegen Woelki einzuleiten. Sie zitieren dafür unter anderem apostolische Schreiben – und die sind geeignet, den Kardinal ins Unrecht zu setzen.

Das juristische Verfahren wurde zwar eingestellt, aber gegen eine Geldauflage. Die Ermittler kamen zum Schluss: Woelki hat unter Eid fahrlässig die Unwahrheit gesagt. Laut Anzeige ein klarer Verstoß gegen seine kirchlichen Amtspflichten.

Dass er nie die Unwahrheit gesagt habe, wie der Kardinal behauptet – die Ermittler widersprechen energisch. Nach Bewertung der Beweislage durch Staatsanwaltschaft und Landgericht wäre eine „entsprechende strafrechtliche Verurteilung des Beschuldigten in einem gerichtlichen Verfahren wahrscheinlich gewesen“.

Woelki als Ersttäter. Das hat ihn gerettet. Vorerst. Es kann noch anders kommen.

Stephan-Andreas Casdorff, Editor-at-Large

Auf eine Anklage wurde nur verzichtet, weil der Kardinal bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten sei, wie es juristisch heißt.

Woelki als Ersttäter, das hat ihn gerettet. Vorerst. Es kann noch anders kommen. Tatsache ist, dass der Kardinal seit Langem in der Kritik steht. Die Erschütterungen im Erzbistum und darüber hinaus sind enorm, Kirchenaustritte zeugen davon. Die Betroffenen stellen Woelki jetzt, versuchen, seinen Selbstschutz zu durchbrechen, auch um ihrer Retraumatisierung entgegenzuwirken.

Und was die Staatsanwaltschaft festhält, ist ja auch, dass der Kardinal „objektiv unwahre“ Angaben mit der religiösen Eidesformel „So wahr mir Gott helfe“ gemacht hat. Das hat nun eine zutiefst moralische Komponente, die der Papst nicht auf sich beruhen lassen dürfte.

Gut möglich, dass sich Leo von den Ermittlungsergebnissen selbst ein Bild machen wird. Denn Köln ist das „Rom des Nordens“, zweitwichtigste Erzdiözese der Welt – wenn es da in dieser Weise zur Sache geht, kann das den Mann an der Spitze des Vatikan nicht kaltlassen.

Vielleicht kann er Woelki zur Einsicht bringen, dass auf seinem Wirken kein Segen mehr liegt.

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