zum Hauptinhalt

Politik: Wahl in Großbritannien: Ein Sieg für Blair

Die Unterhauswahl in Großbritannien hat am Donnerstag schleppend begonnen. Aus den Ballungszentren London, Manchester, Liverpool und Leeds meldeten die Wahllokale eine zunächst ungewöhnlich geringe Wahlbeteiligung.

Die Unterhauswahl in Großbritannien hat am Donnerstag schleppend begonnen. Aus den Ballungszentren London, Manchester, Liverpool und Leeds meldeten die Wahllokale eine zunächst ungewöhnlich geringe Wahlbeteiligung. Rund 44,5 Millionen Bürger Großbritanniens sind aufgerufen, über die Zusammensetzung des künftigen Unterhauses zu entscheiden. Es wird mit einem klaren Sieg der seit Mai 1997 regierenden Labour-Partei von Premierminister Tony Blair gerechnet. Die meisten Umfragen sagen einen Labour-Sieg in mindestens ähnlicher Höhe wie im Mai 1997 voraus: Damals errang Labour dank des Mehrheitswahlrechts mit 43,2 Prozent der Stimmen 418 der insgesamt 659 Mandate. Die Konservativen bekamen mit 30,7 Prozent der Stimmen nur 165 Sitze.

Zur Stimmabgabe aufgerufen waren 44,5 Millionen Wähler. Um die 659 Sitze bewarben sich 3294 Kandidaten. Die Schließung der Wahllokale war auf 22 Uhr (23 Uhr MESZ) festgesetzt. Angesichts des erwarteten Labour-Wahlsiegs rutschte der Kurs des britischen Pfundes am Wahltag deutlich ab: Wegen des nun schon bald für möglich gehaltenen Beitritts Großbritanniens zum Euro sank das Pfund gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren. Im Wahlkampf versprach Blair neben der Einstellung von mehr Lehrern, Krankenschwestern und Polizisten auch ein stärkeres Engagement in der EU und ein Referendum über die Einführung des Euro.

Nach dem britischen Mehrheitswahlrecht gilt derjenige Kandidat als gewählt, der in einem Wahlkreis die Mehrheit der Stimmen erhält - unabhängig davon, ob sie eine oder Tausende Stimmen ausmacht. Von dem System profitieren allein die großen Parteien. Trotz der nahezu aussichtslosen Siegchancen bewarben sich auch zahlreiche Kleinstparteien um das Vertrauen der Wähler. Darunter sind Vereinigungen wie die "Kirche des militanten Elvis" oder die "Partei der verrückt-zornigen Monster". In Manchester kandidierte in diesem Jahr auch eine prominente Unabhängige: das "Busenwunder" Katie Price. Das in Deutschland als "Boxenluder" bekannte Model versprach den Wählern kostenlose Schönheitsoperationen.

Mit ihrem Sieg im Länderspiel gegen Griechenland hat die englische Fußball-Nationalmannschaft dem Labour-Premier angeblich eine Steilvorlage für die Wahl geliefert: Der Politologe Lincoln Allison von der Universität Warwick glaubt nämlich, dass die Höhe von Blairs erwartetem Wahlsieg vom Ausgang des Spiels am Vortag abhing. Da England in dem WM-Qualifikationsspiel mit 2:0 siegte, müsste Blairs Triumph der Theorie zufolge entsprechend hoch ausfallen. Laut Allison sind Sport und Politik eng miteinander verbunden. Der Einfluss des Fußballs auf die "Moral der Wähler" sei sehr groß. Schon einmal hatte ein britischer Premier sein politisches Schicksal mit der "schönsten Nebensache der Welt" verknüpft: Harold Wilson (Labour) erklärte seine Wahlniederlage gegen Edward Heath (Tory) 1970 mit dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft. Damals gewann Deutschland gegen England 3:2.

Hagues Beinahe-Zusammenstoß

Kurz vor den Wahlen war der Tory-Führer William Hague offenbar nur knapp einer Flugzeugkatastrophe entgangen. Wie die Zeitung "The Sun" in ihrer Online-Ausgabe berichtet, wäre der Hubschrauber Hagues auf dem Flug zu einer Wahlkampfveranstaltung am vergangenen Dienstag fast mit einem anderen Helikopter zusammengestoßen. Nur der schnellen Reaktion des Piloten der Sikorsky S-76, der die Maschine im letzten Moment herumgerissen habe, sei es zu verdanken, dass der Chef der Konservativen unversehrt davon kam. "Wir waren alle ganz ruhig. Und wir hatten allen Grund dazu, denn wir flogen mit einem der besten Piloten in diesem Geschäft", sagte Hague. Unklar war noch die Herkunft des zweiten Hubschraubers. Nach unbestätigten Berichten soll es sich um eine Militärmaschine gehandelt haben, die sich auf einem Übungsflug befand. An Bord des Hubschraubers von Hague befanden sich neben dessen Frau Ffion auch noch vier Wahlkampfhelfer.

Zur Startseite