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Kanzlerin Angela Merkel und Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus geben ihre Stimme ab.

© Rainer Jensen/dpa/AFP

Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer: Die CDU ist die Partei der Beteiligung geworden

Mit dem Abschied von Angela Merkel lebt die Debatte in der CDU wieder auf. Das macht sie plötzlich attraktiver als andere. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Da soll noch mal einer sagen, Politik mache keinen Spaß. Doch, kann sie machen, wenn Transparenz und Teilhabe sich mit Positionen verbinden, die dann wieder bei Personen zu finden sind. Wiederzufinden sind, um sich bestätigt zu fühlen, oder neu zu suchen, um sich mit deren Hilfe zu verorten. Auch in der Abgrenzung findet sich die eigene Haltung. Womit wir bei der CDU wären.

Ihr 31. Bundesparteitag hat es in sich. Nicht nur, weil Angela Merkel nach bald 19 Jahren das Amt der Vorsitzenden abgibt, abgegeben hat, an das sie ungefähr so gekommen ist wie ins Kanzleramt. Es waren Männer, die Fehler machten, die sich überlegen wähnten und auf diese Weise verhoben. Und es war diese Frau, unprätentiös, hart im Nehmen, stoisch geradezu, die dann da war, wach war, präsent war und aktiv. Die auch damit überzeugte, dass sie die Beste sein könnte.

Merkels Art kann keiner kopieren

Das konnte Merkel immer: warten und das Warten aushalten. Und Schweigen, bis die anderen – weil sie das nicht aushielten – sich mit ihren Worten disqualifizierten. Was sie als Vorsitzende und Kanzlerin zur Kunstform, zu ihrer Führungsform erhob, kommt nun aber an ihr Ende. Zunächst im Vorsitz. Innerparteilich wird nicht länger geschwiegen. Geschwiegen werden durfte zuletzt auch nicht mehr, wo es doch auch um noch Bedeutenderes als um die personelle Nachfolge geht. Es geht um Aufbruch: in eine neue Zeit, das logischerweise, allerdings zugleich verbunden mit einem neuen Stil. Und neuem Inhalt.

Denn das war vorher klar, nach den acht Regionalkonferenzen, die die CDU abgehalten hat: Nach Merkel wird es mehr als Führung durch Moderation geben. Mehr als Lenkung nach Umfrageergebnissen. Mehr als synoptisches Entscheiden. Wer auch immer in ferner Zukunft noch kommen wird – Merkels Art kann keiner kopieren, wird es auch nicht. Es wäre nicht erfolgversprechend. Das Original war – in der Hinsicht – unschlagbar.

Merkel hat am Ende ihrer politischen Karriere, die damit eingeläutet ist, Großes geleistet. Ich kann mich nicht erinnern, dass es schon mal einen Spitzenpolitiker gegeben hat, der seine eigene Nachfolge so gelassen und gut organisiert hat.

schreibt NutzerIn gophi

Aber es ist eben auch eine wunderbare Erkenntnis dieser Selbstvergewisserung der Spitze gemeinsam mit den CDU-Mitgliedern: Sich selbst vorzustellen, sich den Fragen der Delegierten zu stellen, landauf, landab, ist wie eine Mitgliederbefragung. Nur dynamischer. Ein Prozess der Beteiligung. In diesen Regionalkonferenzen hat die CDU ihr Beteiligungsformat wieder gefunden. Das hebt sie ab von den konkurrierenden Parteien.

Und, nicht zu unterschätzen, dieses Format hebt die Stimmung. Sogar auf zwei Ebenen: Einmal innerhalb der Partei, die sich endlich wieder wahrgenommen und wertgeschätzt fühlt, was zu einem internen Wärmestrom an Empathie führt. Zum Zweiten macht es die CDU nach außen interessant, bald interessanter als etwa die Grünen, schlicht weil man diese Dynamik Christdemokraten so nicht zugetraut hätte. Den Grünen schon. Am Rande ergibt sich sich daraus für alles, was noch kommen mag, ein bemerkenswerter Berührungspunkt.

Eine aus vielen Gruppen bestehende Gemeinschaft findet sich zusammen, konfrontiert sich und die Öffentlichkeit mit widerstreitenden Interessen, debattiert sie, fällt nach regem Austausch Entscheidungen und steht dazu. Steht zueinander. Akzeptiert einander. Im Wesentlichen ist es das, was in der Partei während der vergangenen Wochen geschehen ist. Was sie jedenfalls engagiert versucht hat. Ein Fest der Demokratie. Das kann den Spaß an der Politik zurückbringen. Nicht nur der CDU.

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