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Ein vor der norwegischen Küste entdeckter Beluga-Wal trägt ein Band mit der Aufschrift "Equipment St. Petersburg".

© REUTERS/Jorgen Ree Wiig/Sea Surveillance Service/Handout/NTB Scanpix

Verdächtiger Fund in der Ostsee: Walkampf der Spione

Nur eines ist klar: Der in Norwegen gefundene Wal hatte Kontakt mit jemandem, der ihm russische Riemen um den Bauch gebunden hat. Aber wer? Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Wir in Deutschland haben ein klischeehaft gefestigtes Bild von der Arbeit der russischen Geheimdienste: Sie ist, so hören wir immer wieder, beunruhigend professionell, abgrundtief böse und ganz und gar auf Zersetzung demokratischer westlicher Gemeinsamkeit ausgerichtet. Und wissen Sie was? Das ist alles, alles wahr.

Dass die Russen allerdings Wale mit einer Kamera um den Wanst durchs Meer vor der norwegischen Küste schwimmen lassen, wie jetzt vermutet wird, klingt dann doch etwas zu unwahrscheinlich. Zunächst: Das mit der Kamera hat sich als falsch erwiesen, diese Kamera ist auf irgendeiner Stufe der journalistischen Veredelungskette hinzugefügt worden.

Was sollte der arme Wal da unten auch filmen? Das Paarungsverhalten seiner Art oder die Zugrichtung des Planktons? Wie hätten seine Führungsoffiziere ihn lenken können, zum Beispiel zu geheimen Marinedepots?

Es soll aber eine Art Kamera-Halterung am Gurt um den Walbauch gegeben haben. Und auf der Schnalle dieser Halterung stand „Equipment St.Petersburg“. Alles klar: Die russischen Superspione haben, blöd, wie sie sind, ein wichtiges Erkennungsmerkmal vergessen. Das ist ja praktisch, als stünde da „Eigentum des GRU, bei Auffinden bitte zur nächstgelegenen Russischen Botschaft bringen.“

Der Wal wird von den Fischern als ausgesprochen kontaktfreudig bezeichnet

Eifrige Rechercheure haben nun allerdings herausgefunden, dass „Equipment St.Petersburg“ der Markenname eines russischen Outdoor-Ausrüsters ist, also nicht unmittelbar auf Putins Vorzimmer deutet. Aber was heißt das jetzt? Nur dies: Der in Norwegen gefundene Wal hatte Kontakt mit jemandem, der ihm russische Riemen um den Bauch gebunden hat. Schmuggler? Wissenschaftler? War er das lustige Beiboot eines Kreuzfahrtschiffs?

Übrigens wird dieser Wal von den norwegischen Fischern, die ihn fanden, als ausgesprochen kontaktfreudig bezeichnet, typisch für Wale, die in Gefangenschaft aufgewachsen seien. Denken wir also in Geheimdienst-Manövern weiter, dann kann es sich auch um einen US-Wal gehandelt haben, ausgesetzt mit dem Ziel, Russland in Verruf zu bringen, Waffe im bislang geheimen Wal-Kampf der feindlichen Dienste.

Wir wissen mehr, wenn sich Donald Trump per Twitter zu dem Vorfall äußert. So: „Ich beobachte die Situation vor Norwegen SEHR GENAU. Die USA stehen hinter dem norwegischen Volk und seiner Freiheit!“ Dann ist klar: Daran war mal wieder die CIA schuld.

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